Klare, klärende, ja sogar aufklärende Worte des oberösterreichischen Landeshauptmannes anlässlich seiner Budgetrede im Landtag am 5. Dezember dieses Jahres: „Unser verwöhntes Leben kommt nicht zurück.“ Und: „Wir müssen uns von den Rückenwindjahren verabschieden.“ Damit stimmte er die Bevölkerung seines Bundeslandes laut OÖ. Nachrichten auf harte Jahre ein und fühlt sich auch selbst betroffen, obwohl sein Bezug gerade um 5,3 % von € 18.752,- auf € 20.627,- gestiegen ist.
Meinen Vorschlag, den ich in meinem Kommentar in der Vorwoche gemacht habe, möchte ich hier nicht detailliert wiederholen, nur so viel: Wenn wir Politiker zu Durchschnittsverdienern machen möchten, dann könnten wir das österreichische Durchschnittseinkommen, das immerhin bei rund € 2.500,- monatlich netto liegt, ansetzen, und den für unser Gemeinwesen Verantwortlichen ein schönes, durchschnittliches Leben ermöglichen, womit sie die Chance haben, in der Realität des Durchschnittsbürgers anzukommen. Wiewohl auch bei dieser Summe deutlich wird, dass eine wachsende Zahl von Menschen in diesem Land selbst an Nettobeträge wie diese nicht (mehr) herankommt.
Was also treibt Menschen wie den Landeshauptmann, seinen Kollegen aus der Steiermark, der sich in einem Interview einmal als nicht „wirklich gut Verdienender“ bezeichnet hat, oder seine Parteikollegin, die in einer Rede im Nationalrat von der „eingebildeten Teuerung“ gesprochen hat?
Es wird wohl so etwas wie Realitätsverlust sein. Auch Politiker leben in einer der so genannten „Blasen“, in der sie mit ihresgleichen unter sich sind. Der Blick über den Tellerrand gehört da nicht wirklich zum Alltag, vielmehr fühlt man sich ob der Vielfalt der Aufgaben, der Größe der Verantwortung und der (eingebildeten) Wichtigkeit meist auch noch unterbezahlt.
Dass die Besagten damit aber die Menschen unseres Landes verhöhnen, wenn nicht sogar demütigen, muss ihnen unbedingt und umgehend bewusst gemacht werden. Dem steht aber – mehr als gewünscht – eine andere typische österreichische Realität, nämlich eine typisch österreichische Mentalität entgegen: Am Stammtisch, hinter vorgehaltener Hand und neuerdings auch in den (a)sozialen Medienkanälen matschkern und öffentlich den braven Bürger spielen bzw. das eine oder andere Mal an bestimmter Stelle sogar buckeln. Erwin Ringel hat diese Ausformung der Persönlichkeit in einem seiner Bücher ausreichend und entlarvend beschrieben.
Nun, wie also kommen wir kollektiv dazu, denen „da oben“, die ja eigentlich unsere Angestellten sind, endlich reinen Wein einzuschenken? Möglichkeiten gäbe es in Hülle und Fülle. Sie alle aber setzen zumindest zweierlei voraus: Dass wir uns mal vom Stammtisch oder der Fernsehcouch erheben und dann auf die eine oder andere Weise Nägel mit Köpfen machen und dass wir uns nicht von den für Menschen mit diesen Eigenschaften oftmals gebrauchten Bezeichnungen wie „Unsolidarische“, „Verschwörungstheoretiker“ oder gar „Staatsverweigerer“ einschüchtern lassen. Und es kommt gar nicht auf die Menge derer an, die mitmachen. Denn wenn sich der Widerstand so äußert, dass Menschen ihre Ideen und Lebensentwürfe einfach ungeachtet der Machtbedürfnisse der scheinbar Mächtigen im Kleinen umzusetzen beginnen, dann stehen jene eher früher als später und tatsächlich schneller als gedacht als „Könige ohne Land“ machtlos da und können ihr Spiel in ihrer Blase alleine weiterspielen.
Damit hätten die Worte des Landeshauptmannes tatsächlich jenes Gewicht, das sie brauchen, um nachhaltige Veränderungen in Gang zu setzen und nicht bloß einmal mehr Angst zu erzeugen, die uns weiterhin willfährige Opfer sein lässt, die nichts anderes zu tun wissen, als sich im stillen Kämmerlein zu beschweren. Sie führten vielmehr zum dringend not-wendenden Wandel.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wir als vernunftbegabte Wesen die Lehren aus den vergangenen Jahren ziehen, alle „vergewohltätigenden“ Fesseln – und seien sie auch noch so süß – sofort ablegen und unser Leben selber in die Hand nehmen sollten, zum Wohl für uns und alle Menschen auf der ganzen Welt.