Eines verträgt die Künstlerseele für gewöhnlich überhaupt nicht – Einschränkung. Sie möchte sich zensurfrei schöpferisch ausdrücken, zeitgemäße Themen aufgreifen und Unmenschlichkeiten aufzeigen.
Pablo Picasso malte sein berühmtes Werk „Guernica“, um das Leid in der gleichnamigen spanischen Stadt zu veranschaulichen, das die Nazis mit ihrer Unterstützung des Diktators Francisco Franco verursacht hatten. Als ihn ein deutscher Offizier fragte: „Und das haben Sie gemacht?“, antwortete Picasso: „Nein! Sie!“
Die Kunst ist die Stimme der Freiheit!
Dieser Tage jedoch ist diese Stimme sehr, sehr leise. Wo sind vor allem die populären Künstler, diejenigen, deren Stimme tatsächlich von vielen Menschen vernommen wird? In unserem Land haben sich ein paar getraut, sich zum aktuellen Geschehen kritisch zu äußern: zum Beispiel Nina Proll, Roland Düringer, Nicholas Ofczarek, Eva Herzig,der Opernsänger Günther Groissböck und ähm …
International waren es beispielsweise Nena, Van Morrison, Eric Clapton, Sting, Monty-Python John Cleese und Pink Floyd Roger Waters.
Ein paar wenige haben sich noch zaghaft und eher unterschwellig gemeldet. Deren Namen werde ich nicht nennen. Sie sollen nicht in Schwierigkeiten gebracht werden, die sie bisher vermeiden wollten, sondern sollten selbst den Mut aufbringen, lauter zu werden.
Schweigen die Künstler aus Sorge, Fans, Engagements oder finanzielle Unterstützungen zu verlieren oder verdrängen sie ihre kritische Aufgabe ähnlich der Massenmedien? Warten sie vielleicht nur auf andere, denen sie sich anschließen können? Doch wer tritt zuerst aus dieser stillen Masse hervor?
Eine Überraschung erlebten wir vor kurzem in Lederhosen, Dialekt und Jodeln von der beliebten Austropop-Musikgruppe Pizzera & Jaus, die diese nationalen Vorlieben schon in anderen Liedern fröhlich präsentierten.
Überaus heimatverbunden zeigen sie sich in ihrem neuen Video in traditioneller Tracht auf einer saftigen Almenwiese mit Wald und Gebirgen im Hintergrund, die das rot-weiß-rote Herz höher schlagen lassen. Pünktlich zum Nationalfeiertag wurde das Lied hochgeladen – dem Tag, an dem wir dem Beschluss der immerwährenden Neutralität huldigen. Die jungen Burschen haben den Text des deutschen Volksliedes „Die Gedanken sind frei“ modernisiert und österreichisch gemacht – auf eine kritisch-humorvolle Art – und dieses wunderschön in gemeinsam perfekter Harmonie gesungen, mit zwitschernder Begleitung der heimischen Wildvögel.
Genauso geht künstlerische Meinungsfreiheit. Wir sind stolz auf euch!
Hier können Sie das Lied anhören und liken, und weil es so schön ist, veröffentlichen wir auch den Text zum Mitlesen, Mitsingen und Mitjodeln:
Die Gedanken san frei, wer kanns da daroten,
Sie fliagn vorbei, wie nächtliche Schotten.
Ka Mensch kann sie wissen, ka Jager daschiaßn.
Drum bleibts a dabei: Die Gedanken san frei.
Die Gedanken san frei, nur manche san freier.
Sie reißen entzwei und hazn des Feier,
weils Angst woin und Spoitung, a Voik ohne Hoitung,
Stott Weizn nur Sprei. Die Gedanken san frei.
Die Gedanken san frei und frei bleibm die Sünder.
Ma stopft linientreu nur die satten Münder,
was völlig normal is und christlich-sozial is.
Es höhnt die Partei: Die Gedanken san frei.
Die Gedanken san frei, drum gheans a verboten.
Sonst fliagns vorbei, wie Kanzler im Schotten.
Die schwörn an Meineid auf die Meinungsfreiheit
Und sogn: Sperrts as ei. Doch die Gedanken san frei.