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Für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

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Ja, so hätt ich’s gern – eine kleine Satire

Mein Leben war immer stressig. Arbeiten, Rechnungen, Einkaufen, Haushalt, Nachwuchs schimpfen, Arzttermine, Verwandte besuchen und auf Urlaub fahren. Purer Stress!

Ich sag euch jetzt, wie es besser wär. Mit einem Grundeinkommen wär ich entspannter. Dass ich arbeiten gehen muss, seh ich natürlich ein. Von nix kommt nix, sagen die schlauen Leut.

Aber Freizeit hätt ich mehr. Ich bräucht keine Zeit mehr verschwenden mit zu viel Überlegen und Kalkulieren. Die Zentralbank gibt mir vor, wie viel ich wofür ausgeben soll. Die wissen das, die kennen sich aus. Dann hab ich einen Richtwert und kauf nix, was ich dann eh nicht brauch.

Schön wär es, wenn ich überhaupt nicht mehr einkaufen gehen müsst. Die sollen ausrechnen, wie viel und welche Lebensmittel ich verbrauchen darf und ich hol mir das fertige Kistl einfach nur rasch irgendwo ab. Man kauft nicht zu viel, nimmt nicht zu, ernährt sich richtig – die sind schließlich um unsere Gesundheit besorgt – und lernt auch noch, sich alles einzuteilen. Eine gute Lektion für diejenigen, die oft Essen weggeworfen haben.

Auch ein eigenes Haus ist anstrengend. Wer braucht so viel Platz? Eine kleine Wohnung reicht – weniger Kosten, weniger Arbeit. Ebenso ein Luxusgut ist das Auto. Wozu? Für lästige Verwandtenbesuche? – diese Schnorrer! Telefonieren genügt auch.

Wenn man ein Auto hat, muss man sich um Wartung, Reifen, Öl, Benzin, Waschen und so weiter kümmern. Und dieses ewige Parkplatzsuchen und im Stau stehen. Unfälle passieren auch immer wieder. Wer will das schon? Ich jedenfalls nicht. Sie können uns also ruhig Haus und Auto nehmen. Hauptsache, Netflix bleibt.

Und wir wissen ja – die Natur mag auch keine Autos – und wir alle wollen doch die Umwelt schützen!

Das Thema Urlaub wär dann auch vom Tisch. Die Sache mit dem ökologischen Fußabdruck. In Wahrheit ist es überhaupt nicht erholsam. Buchen, packen, Stunden am Flughafen und im Flugzeug verbringen. Dann in einem fremden Bett schlafen, exotisches Essen konsumieren, an das sich der Körper nicht gewöhnen will. So viele Unternehmungen wie möglich in die paar Tage hineinpressen, wieder Flughafen und auspacken und für das alles muss man auch noch ordentlich blechen. Ich bin am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub erschöpfter als am letzten davor.

Im Ausland ist es sowieso zu unsicher. Dauernd passiert was. Sieht man ja in den Nachrichten. Die informieren einen über alles, was wichtig ist. Lieber zu Hause relaxen. Da wächst die Familie zusammen.

Apropos, Familie. Diese Kinder! Erziehung sollte mehr von den Schulen übernommen werden. Im Gegensatz zu den Eltern haben die dort Ahnung, die haben das studiert.

Meine jedenfalls sind schlimm und undankbar, fressen mir noch die Haare vom Kopf und verbünden sich immer gegen mich. Eins hätt genügt. Wenn ein zweites Kind verboten gewesen wäre, wär mir das nicht passiert.

Ja, der Staat sollte viel mehr Einfluss bekommen! Er hat jetzt gezeigt, dass er sich um uns sorgt und sich kümmern kann. Lassen wir ihn doch. Unsere Politiker sind kompetent. Das sieht man ihnen schon auf den ersten Blick an. Und sie haben Experten. Ich will ja gesund bleiben. Stress macht krank, das ist bekannt. Also, weg mit der Hektik, Anweisungen befolgen und alles ist super. Ganz wichtig dabei – die Arzneien nehmen, die sie uns empfehlen. Die bekommt man jetzt nicht erst, wenn man krank ist, sondern schon vorher, um sich zu schützen. Und das völlig gefahrenfrei. Wahnsinn, oder? Ein Medikament ohne Nebenwirkungen – das hat es vorher noch nie gegeben.

Jetzt helfen sie uns sogar bei der Hygiene. Sie sagen uns, an welchen Körperstellen und wie lang wir uns waschen sollen. Richtig so. Schluss mit dieser Verschwendung. Wasser ist wertvoll. Genauso wie Strom und Heizung. Es war ja klar, dass wir irgendwann die Rechnung präsentiert bekommen für das ausschweifende Leben der letzten Jahrzehnte. Sollen sie uns ruhig sagen, wann wir Licht und Heizung abdrehen sollen. Oder noch besser – zentral steuern. Dann gibt’s kein Gesindel, das sich darüber hinwegsetzt.

Unsere Straßen werden auch sicherer, wenn alles überwacht ist. Gauner werden beobachtet und sofort erwischt. Dass sie dafür mein Handy verfolgen, ist in Ordnung. Ich hab ja nix zu verbergen, aber die anderen – die Bösen, die Ungehorsamen – die werden schneller gefasst. Es gibt immer Leut, die sich nicht an Vorschriften halten, doch das wird viele überzeugen, keine Verbrechen mehr zu begehen, sondern sich in die Gesellschaft einzuordnen und wie die anderen unterzuordnen. Dann sind wir uns einig und es gibt keine Streitereien mehr.

Klingt das nicht alles großartig? Ja, so hätt ich’s gern! Ohne Probleme lacht das Glück. Wer das auch toll findet – zurücklehnen und abwarten – dieser erlösende Zug rast gerade mit Höchstgeschwindigkeit auf uns zu.

 Aber wer das nicht will – ARSCH HOCH UND RAUS AUF DIE STRASSE!!!

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