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Für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

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für Freiheit,
Grundrechte
und Rechtsstaatlichkeit

Sehr geehrte Damen und Herren, Unentschlossene und alle anderen

Wie nimmt man Menschen auf Dauer Freiheiten, die sie freiwillig nie hergeben würden? Man ersetzt ihre bisherigen Werte, gewährt neue Freiheiten und verbietet ihnen zeitgleich, sie zu hinterfragen.

„Guten Abend meine Damen, guten Abend meine Herrn, griaß eich die Madln, servas die Buam.“* An diese charmante Begrüßung aus meiner Wiener Kindheit musste ich kürzlich denken, als mir ein Vorfall mit einem Londoner Zugführer zu Ohren kam, der seinen Fahrgästen per Durchsage „Good afternoon, ladies and gentlemen, boys and girls“ wünschte und damit einen mittelschweren Skandal auslöste. Über Twitter und die englische Tageszeitung Daily Mail wurde er so angegriffen, dass die Eisenbahngesellschaft sich genötigt fühlte, sich für den Fauxpas zu entschuldigen.

Es ist nämlich eine sensationelle Errungenschaft der heutigen Zeit, nicht mehr von der Natur das Geschlecht vorgeschrieben zu bekommen. Jeder darf für sich selbst entscheiden – und er/sie/es hat zahlreiche Möglichkeiten. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wie viele es sind, ist nicht herauszufinden. Die einen sprechen von 5 Geschlechtern, andere mögen bereits 72 gesehen haben. Die erste Strophe unserer Bundeshymne wird lang werden, wenn wir alle Geschlechter aufnehmen (müssen).

Wien geht wieder mit auffälligem Beispiel voran und erlaubt jetzt, am Meldezettel zwischen 6 Geschlechtern zu wählen.

Das Magazin „Wochenblick“ schrieb am 4. Mai: In britischen Kliniken müssen nun auch männliche Patienten vor bestimmten OPs, Eingriffen und Behandlungen routinemäßig gefragt werden, ob sie schwanger sind. Die Universität Bonn stellt ihren immatrikulierten Studenten – auch den nichtweiblichen – kostenlos Tampons und Binden zur Verfügung. Und die Stadt München vergibt eine hochdotierte Planstelle für einen „LGBTIQ**-Koordinator”, der die sexuelle „Gleichstellung” von Kita-Kindern organisieren soll.

Gewollte Lenkung von Kindern und Jugendlichen

Schon Kindern wird die neue biologische „Freiheit“ nahe gebracht. Doch hat das Thema in der „Sendung mit der Maus“ wirklich etwas zu suchen? Offenbar müssen unsere Kleinsten bereits erfahren – es gibt nicht nur blau und rosa, die Welt ist bunt und wird immer bunter.

Darüber haben sich auch ein paar Wissenschaftler Gedanken gemacht und ZDF und ARD genau unter die Lupe genommen. Ihr Resümee ist beunruhigend – das Fernsehen bringe unserem Nachwuchs nicht nur naturwissenschaftlich falsche Fakten bei, sondern verbreite damit sogar kinder- und jugendgefährdende Inhalte.

In ihrem Dossier „Ideologie statt Biologie im ÖRR***“ steht geschrieben: „Vormals klar umrissene Begriffe wie Geschlecht (…) wurden vermengt mit psychologischen und vor allem soziologischen Dingen, mit dem Ziel, konzeptionelle Unklarheit zu schaffen. Die Begriffsverwirrung und die damit einhergehende Bedeutungs-Verschiebung sind ein probates Mittel im Herrschaftsdiskurs zur Übernahme der Definitionsmacht sowie der Durchsetzung von politischen Forderungen.“ (Genderglossar, S 38)

In der Schule wird Kindern mit regelmäßigen Corona-Tests nicht nur Gehorsam beigebracht, sondern auch, dass der körperliche Eingriff des Staates völlig in Ordnung und daher stillschweigend hinzunehmen ist. Mit Masken wird ihnen die eigene Ausdrucksfähigkeit genommen und gleichzeitig erklärt man ihnen, dass sie nicht einmal ein Geschlecht haben, auf das sie stolz sein können. Der nackte Blick in den Spiegel verrät heutzutage nichts.

Das erhöhe die Chancengleichheit – wird ihnen gesagt – und fördere Toleranz. Eine ganz neue Art der Vielfalt sei dadurch möglich, die auf höchstem Niveau kreativ sei.

Vielfältig, doch geschlechtsneutral. Bedenklich dabei ist, dass alles andere immer weniger „normal“ wird. Und das wird nicht mehr angezweifelt, man ist sich einig – jeder darf sein, was er möchte – so lange es von Staat, Medien und Gesellschaft gebilligt wird. Jeder soll über seinen Körper selbst entscheiden – bei der Geschlechterwahl, bei experimentellen Impfstoffen ist das nicht mehr so eindeutig.

Das Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland soll künftig bereits 14-Jährigen die Möglichkeit geben, ihr Geschlecht in offiziellen Dokumenten ändern zu lassen. Ohne die Zustimmung der Eltern soll sogar eine Operation möglich werden.

Möchte man orientierungslosen Jugendlichen eine unterstützende Hand reichen, ist das eine Sache, sie orientierungslos zu machen, eine ganz andere. Die völlig natürliche Suche nach der eigenen Identität wird bereits in jungen Jahren in moralische Bahnen gelenkt. So wird angeblich die pubertierende Verwirrung verhindert, die wir früher noch schmerzhaft durchmachen mussten. Doch anstatt ihnen einen gesünderen, weniger verklemmten Zugang zu ihrem Körper und ihrer Sexualität zuzugestehen und ihre Schamgefühle zu reduzieren, sagt man ihnen, dass sie womöglich „nicht richtig“ geboren wurden. Die Verleugnung des eigenen Geschlechts wird zum mutigen Akt erhoben.

Die neue (Schein-)Freiheit

Während die Frauen- und Schwulenbewegung ihre sinnvolle und notwendige Berechtigung hatte – auch, wenn man sich über das Ausmaß uneinig sein kann –, so werden jetzt Minderheiten zur Norm ernannt. „Viele Schätzungen bewegen sich im Größenrahmen von 400 – 500 geschlechtsinkongruenten Personen in Österreich“, informiert uns die Sozialversicherung.

Und diese möchten erwähnt werden. Sie fühlen sich geschmeichelt, wenn man sie als „divers“ bezeichnet.

In Deutschland waren es 2020 (Jänner bis September) 138 Personen, die sich als „divers“ eintragen ließen und 411, die männlich und weiblich austauschten. Das ergibt etwa 0,00066 % der Bevölkerung, deren Meinung unbedingt Gehör finden muss. Hingegen können „nur“ 30 – 50 % Maßnahmenkritiker getrost ignoriert werden.

Wer sich von der Natur hintergangen fühlt – egal, ob mit abstehenden Ohren oder einem unerwünschten Geschlecht – soll sich gern verändern (lassen). Hier geht es nicht um Verurteilungen, sondern um die Auswirkungen, die der mediale Fokus auf die Gesellschaft hat. Es wird immer mehr suggeriert, dass Geschlechtsunzufriedenheit der Standard wäre. Alte Familienstrukturen sind damit unzeitgemäß.

Ich sehe darin einen Trend – medial geschürt statt natürlich entwickelt – und genau darin liegt die Gefahr. Denn hier wird eine Scheinfreiheit geschaffen, die eine Vorstufe zur menschlichen Persönlichkeitslosigkeit sein kann. Wir werden uns eines Tages womöglich dafür schämen (müssen), nur Frau oder nur Mann zu sein.

Wer anderer Ansicht ist, ist im besten Fall unmodern, im schlechtesten ein Vielfalts-Gegner. Doch solche neuen Meinungen werden nicht einfach manipuliert, sie werden geformt. Langsam, aber hartnäckig. Werte werden vorgeschrieben, gleichzeitig bildet man sich ein, sich unter zahlreichen Geschlechtern frei entfalten zu können. Meinungsvielfalt wird ersetzt durch Geschlechtervielfalt. Propagandistisch geformte Meinung ersetzt selbständige Meinungsbildung. Wer sich dem Kollektiv nicht unterwirft, erfährt Ausgrenzung – genau das, was angeblich verhindert werden soll, wird auf andere Gruppen verschoben.

Während wir durch Quarantäne, Lockdowns und eben diesem Ausschluss Andersdenkender voneinander getrennt werden, geben Einheitsmeinungen das Scheingefühl der Zusammengehörigkeit, nach der sich der Mensch sehnt. Tapferkeit wird auf genau definierte Wege geführt und hat nichts mehr mit Hinterfragen oder Unangepasstheit zu tun. Unsere alten Werte werden verbrannt, um auf deren Asche die Massenidentifikation durch eine Schein-Individualität lebendig werden zu lassen. Wir driften wieder in ein Extrem.

Doch endet dieses Drängen zur Vielfalt nicht in Wahrheit in einer Gleichschaltung, wenn Knaben wie Mädchen aussehen und umgekehrt? Nicht so leicht erkennbar freilich durch ihr buntes Auftreten, denn früher verstand man unter einem Zeichen der Gleichheit eine Art Uniform, meist in düsteren Farben. Doch hier soll der Anschein einer neuen Freiheit erweckt werden, obwohl der angeblich unwillkommene Einheitsbrei tatsächlich einheitliches Denken verlangt.

Grenzen der Toleranz

Kann man eine aufgezwungene „Wahrheit“ überhaupt Freiheit nennen? Muss man Randgruppen wirklich als unübersehbare Trendsetter darstellen? Deutet das auf Minderwertigkeitsgefühle hin oder auf eine dringende Mission, die Gesellschaft positiv zu beeinflussen? Nähern wir uns damit der Toleranz an oder entfernen wir uns von ihr?

Für mich jedenfalls ist Toleranz die Akzeptanz aller individuellen Charakteristiken und Empfindungen, auch jener, die nicht meine Zustimmung erhalten. Sie alle sollten zugelassen werden und die Chance zur Diskussion erhalten. Man sollte über alles reden können, aber bitte nicht müssen. Doch die öffentliche Debatte wird immer einseitiger. Der Toleranz wird eine deutliche Grenze gesetzt: Nur eine Meinung ist richtig. Jede abweichende Überlegung sollte überhaupt nicht bestehen und falls sie es doch tut, dann muss sie sofort unter einem lauten Shitstorm erstickt werden.

Und das ist, meine Damen und Herren und Diverse, unsere neue Freiheit!





* Der österreichische Schauspieler und Entertainer Heinz Conrads (1913 – 1986) begann jede abendliche Fernsehsendung mit den Worten „Guten Abend meine Damen, guten Abend meine Herrn, guten Abend die Madln, Servas die Buam“, die der Volksmund mit „Griaß eich die Madln“ leicht abwandelte.

** Abkürzung für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, transgender, intersexuell und queer

*** öffentlich-rechtlicher Rundfunk

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