Plattform RESPEKT

Für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

für Freiheit,
Grundrechte
und Rechtsstaatlichkeit

Was ein Sturz mit dem Immunsystem gemeinsam hat

Reflexe und das Immunsystem sind unsere wichtigsten und großartigsten Verbündeten, wenn es darum geht, gesund und unverletzt zu bleiben. Daher lohnt sich einmal ein näherer Blick auf diese beiden „Wunderwaffen“, die wir (zumeist) ein Leben lang kostenlos zur Verfügung haben.

Wer nicht krank ist, war auch nicht in Kontakt mit Erregern. Wer nicht verletzt ist, ist auch nie gestürzt. Diese Aussagen sind falsch! Denn wer sich nicht verletzt hat, ist vielleicht dennoch gestolpert. Allerdings hat der Kniescheibenreflex den Fall verhindert oder das nach vorne Strecken der Arme (Sturzreflex) den Aufprall abgefedert, sodass man unverletzt wieder aufstehen konnte.

Ähnlich, wie uns diverse Reflexe vor physischen Verletzungen schützen, haben wir ein Abwehrsystem, das uns vor dem Erkranken bewahrt. Das Immunsystem ist rund um die Uhr aktiv und wird täglich mit Millionen von Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten) konfrontiert. Dennoch sind wir nicht permanent krank. Denn so wie der Kniescheiben- und Sturzreflex meist eine Verletzung in Folge eines Sturzes verhindern kann, eliminiert das Immunsystem oft Krankheitserreger, bevor sie Krankheitssymptome hervorrufen. Um diese Aufgabe zu meistern, ist das Zusammenspiel zweier Systeme notwendig.

Zwei Teams – Ein Ziel

Diese beiden Systeme werden angeborene und erworbene Immunabwehr genannt. Das angeborene Immunsystem ist nicht abgestimmt auf einen bestimmten Erreger, sondern unterscheidet, ob etwas körpereigen, oder -fremd ist und wird daher als unspezifische Immunabwehr bezeichnet. Hingegen hat das erworbene Immunsystem die Fähigkeit Immunzellen zu bilden, die spezifisch gegen einen bestimmten Erreger wirken. Die spezifische Immunabwehr kann sich dadurch an Krankheitserreger „erinnern“ und bei erneutem Kontakt mit diesen schneller reagieren und eine Erkrankung verhindern.

Aber was genau geschieht in unserem Körper, wenn ein Krankheitserreger sich seinen Weg durch die ersten Barrieren der Immunabwehr, die Haut und Schleimhäute bahnt, und in welcher Reihenfolge kommen die verschiedenen Akteure ins Spiel? (Am Ende des Artikels ist eine Übersicht über die verschiedenen Immunzellen und ihre Aufgaben angeführt.)

Die Fresszellen – Ein Festmahl für das Immunsystem

Dringt ein Krankheitserreger beispielsweise durch eine Schürfwunde oder über die Schleimhäute in den Körper ein, wird er zuallererst den Makrophagen im Gewebe begegnen. Diese gehören zur unspezifischen Immunabwehr und erkennen den Erreger als körperfremd. Um den Krankheitserreger unschädlich zu machen, phagozytieren sie diesen. Das bedeutet, sie nehmen den Krankheitserreger in sich auf und verdauen ihn, deshalb werden sie auch als Fresszellen bezeichnet. Allerdings bleiben einige Bauteile des Erregers erhalten, die die Makrophagen anschließend den Immunzellen der spezifischen Immunabwehr präsentieren können. Außerdem schütten Makrophagen nach Kontakt mit einem körperfremden Stoff so genannte Zytokine aus. Das sind Botenstoffe, die einerseits weitere Immunzellen zur Hilfe holen, und andererseits bekannte Entzündungssymptome wie Schwellung, Rötung, Wärmeentwicklung und Schmerzen hervorrufen. Doch erst die gesteigerte Durchblutung, die auch für die Symptome verantwortlich ist, ermöglicht einen schnellen Einsatz weiterer Immunzellen am Ort der Infektion.

B-Zellen – Eine gezielte Jagd

Ein bloßes Auffressen der Krankheitserreger reicht jedoch nicht aus, um diese zu besiegen. Deshalb muss auch das adaptive (erworbene) Immunsystem aktiviert werden. Das kann zum Beispiel geschehen, indem eine B-Zelle mit einem passenden Antigen in Kontakt tritt. B-Zellen zählen zur spezifischen Immunabwehr und sind weiße Blutkörperchen, die spezifische Antikörper auf ihrer Zelloberfläche besitzen. Es gibt unzählige verschiedene B-Zellen im menschlichen Körper, die unterschiedliche Antikörper besitzen. Jeder Antikörper passt auf ein bestimmtes Antigen. Das Antigen ist dabei eine Struktur auf dem Krankheitserreger, an der dieser erkannt werden kann. So, wie ein Schlüssel nur in ein bestimmtes Schlüsselloch passt, ist auch ein Antikörper nur für ein bestimmtes Antigen bestimmt.

Unzählige dieser B-Zellen mit Antikörpern auf ihrer Oberfläche bewegen sich also im menschlichen Körper herum. Wenn eine solche Zelle nun den Schlüssel zu Ihrem Schlüsselloch findet, also auf einen Krankheitserreger trifft, dessen Antigen zum Antikörper passt, phagozytiert sie den Erreger und präsentiert ein paar übrig gebliebene Strukturen des Erregers einer T-Zelle. T-Zellen sind ebenfalls Teil der spezifischen Immunabwehr und haben ähnlich wie die B-Zellen Strukturen auf ihrer Zelloberfläche, die Krankheitserreger identifizieren können. Allerdings nicht in Form von Antikörpern, sondern als Rezeptoren. Außerdem werden T-Zellen in zwei Gruppen unterteilt. Die T-Helfer-Zellen und T-Killer-Zellen.

Ein eingespieltes Duo –  Teamwork der B- und T- Zellen

Nachdem die B-Zelle einen Krankheitserreger aufgefressen hat, präsentiert sie dessen Überreste zunächst einer T- Helfer-Zelle. Diese erkennt den Krankheitserreger ebenfalls als Gefahr und setzt einen essenziellen Prozess in Gang. Die T-Zelle aktiviert die B-Zelle, sodass sich diese vermehrt bzw. klont. Die dabei entstehenden B-Zellen-Klone entwickeln sich entweder zu so genannten Plasmazellen, die bis zu 10.000 Antikörper pro Sekunde produzieren. Diese Antikörper werden von den Plasmazellen ausgeschieden und begeben sich auf die Suche nach weiteren Krankheitserregern.

Sie docken an deren Oberfläche an und machen die Erreger dadurch unbeweglich und unschädlich. Außerdem werden andere Fresszellen so leichter auf den markierten Erreger aufmerksam und können diesen auffressen. Die zweite Möglichkeit ist, dass die B-Zellen zu Gedächtniszellen heranreifen. Diese Gedächtniszellen bleiben über lange Zeit bestehen und merken sich den Krankheitserreger. Wenn derselbe Keim erneut in den Körper eindringt, kann das Immunsystem dank der Gedächtniszellen sofort reagieren und somit eine Erkrankung verhindern.

Doch nicht nur B-Zellen führen vor, welche Erreger auf ihrem Speiseplan gestanden sind. Auch Makrophagen präsentieren, wie bereits zu Beginn erwähnt, einzelne Bauteile der Krankheitserreger, die sie phagozytiert haben. Werden diese Bauteile von einer T-Helfer-Zelle als Gefahr erkannt, schüttet diese große Mengen an Botenstoffen aus, die weitere Fresszellen aktivieren bzw. anlocken und das Immunsystem dadurch in eine Art Alarmzustand versetzt.

T-Killer-Zellen –  Die Auftragsmörder zu unserer Rettung

Die bisher genannten Prozesse richten sich alle gegen Krankheitserreger, die sich frei in unserem Körper bewegen. Was geschieht also, wenn es einem Virus gelingt, in eine Zelle einzudringen und diese zu infizieren? An dieser Stelle kommen T-Killer-Zellen ins Spiel. Nicht nur Zellen des Immunsystems präsentieren Strukturen auf ihrer Zelloberfläche. Auch andere Körperzellen zeigen regelmäßig Stichproben von allen Stoffen, die im Zellinneren hergestellt werden. Ist eine Zelle also mit einem Virus infiziert, zwingt der Virus die Zelle dazu, mehr Viren zu produzieren. Dank der Stichprobenkontrolle, präsentiert die infizierte Zelle jedoch auch Virusfragmente an ihrer Zelloberfläche. Diese werden im Anschluss von T-Killer-Zellen erkannt. Da die menschliche Zelle dann leider nicht mehr zu retten ist, gilt es die umliegenden Zellen davor zu schützen, ebenfalls infiziert zu werden. Um das zu erreichen, injiziert die T-Killer-Zelle eine toxische Substanz, die die infizierte Zelle abtötet.

Das Immunsystem – Ein wahres Meisterwerk

Dank dieses ausgeklügelten Systems werden wir trotz des ständigen Kontaktes mit  Krankheitserregern nur selten tatsächlich krank. Denn so, wie wir uns beim Gehen auf unsere Reflexe verlassen können, ist auch unser Immunsystem stets an unserer Seite. Dank all diesen fleißigen Zellen, die rund um die Uhr für uns da sind, mit dem einzigen Sinn uns gesund zu halten, hat es die Menschheit geschafft, eine Vielzahl an Krankheiten zu überwinden.


Das war nur ein kleiner, sehr vereinfacht dargestellter Einblick in das menschliche Immunsystem. Es ist so komplex, dass viele Funktionen nach wie vor ein Rätsel für die Wissenschaft darstellen. Um den Überblick zu bewahren, sind in der folgenden Tabelle nochmals die einzelnen Player des Immunsystems mit ihren zugehörigen Aufgaben aufgelistet. Allerdings wurden in diesem Artikel nicht alle angeführten Zelltypen beschrieben, um den Text übersichtlich und verständlich zu halten.

Quellen:

Teilen:

Newsletter

Neueste Beiträge

Aktueller Kommentar

Newsletter