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Für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

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Ausbruch, Eskalation und Überwindung der Linkshänder Pandemie (2. Teil)

Satire, Einbildung, Realität – oder einfach nur eine ver-rückte Geschichte?

Corona hat vieles verändert. Auch uns und unser Vertrauen in andere und in das täglich Wahrgenommene. Offensichtlich gewordene Bündnisse und Allianzen, Beeinflussung durch Bilder, Zahlen und Statistiken, die Verbrüderungslinien zwischen Politik, Medien und Wirtschaft – ein Bühnenbild, das uns ständig mit der Frage konfrontiert: Satire, Einbildung, Realität – oder einfach nur eine ver-rückte Geschichte?

Eine Sciencefiction-Geschichte in drei Teilen – irritierend und bedrückend erheiternd.

Die Ereignisse, die hier in Teil 2 der Sciencefiction-Geschichte geschildert werden, spielen in einer fernen Galaxie, Millionen Lichtjahre von unserer wunderschönen Erde entfernt, auf dem Planeten Indebitamento. Der Planet war fest in der Hand der Virtualisten.

Die Ideologie der Virtualisten war auf drei Grundsätzen aufgebaut:

  • Artikel 1. Nur ein Mensch, der sich von der Vorstellung befreit, er müsse arbeiten, um Geld zu verdienen, kann ein tüchtiger Virtualist sein.
  • Artikel 2. Nur ein Geschäft ohne reale Grundlage, ohne real existierende Produkte oder Dienstleistungen ist ein Business, das den Ideologischen Maximen des Virtualismus entspricht.
  • Artikel 3. Virtualismus ist ein Glasperlenspiel für Eingeweihte. Nur jene Indebitamentorinnen und Indebitamentoren, die über die elitäre Gnade der moralischen Relativität verfügen, können virtuelle Glasperlenspieler sein.

Die Mikrobe

Die nächste Katastrophe begann aber erst etliche Jahre nach der Subprimatenkrise, als man feststellte, dass tausende Meilen entfernt, in der Millionenstadt Bat-City eine neue, mutierte Art von Mikrobe aufgetreten war, welche in einigen Fällen zu schwerer Erkrankung führte. Für die Mehrheit der Bewohner des Planeten war jedoch die Mikrobe keine Gefahr, sie erkrankten nicht einmal. Aber die neue Mikrobe bahnte sich medial, verstärkt mit schrecklichen Bildern in den Advertorialmedien ihren brachialen Weg durch die Indebtunion und löste auch bei den nicht-erkrankten Bewohner des Planeten eine beobachtbare Einschränkung ihrer kognitiven Fähigkeiten aus. Die Bewohner des Planeten saßen stundenlang vor ihren Starephones und Virtual-Connectorgeräten und sahen Nach-Richten und Unterhaltungsprogramme der Advertorialmedien oder spielten virtuelle Spiele mit ihren Starephones und virtuellen Connectorgeräten, die sie permanent eingeschaltet hatten. Bald würde jeder jemanden kennen, der an oder mit dieser Krankheit verstorben wäre, wurde verlautbart.

Der Ausbruch der Linkshänder-Krankheit

Die Situation verschlechterte sich, als in allen Advertorialmedien verkündet wurde, dass Wissenschaftler feststellt hatten, dass die Krankheit nicht nur sehr gefährlich, sondern auch hoch ansteckend war. Untersuchungen ergaben, dass die gefährliche Mikrobe sich hauptsächlich auf die linke Körperhälfte und die linke Seite des Gehirns konzentrierte, wo sich die Logik und der realitätsorientierte, analytische Verstand befindet. Ein äußeres Zeichen der Erkrankung war, dass die Erkrankten begannen, für alle Tätigkeiten nur mehr ihre linke Hand zu verwenden, weshalb man sie auch fälschlicherweise die „Linkshänder-Krankheit“ nannte.  Man konnte diese Linkskranken von den nativen Linkshändern, also von jenen etwa 10 – 15 Prozent der Bevölkerung, die von Geburt an Linkshänder waren, äußerlich nur schwer unterscheiden. Der Unterschied bestand darin, dass die nativen Linkshänderinnen und Linkshänder, die von Geburt an Linkshänder waren, die meisten Tätigkeiten mit der linken Hand ausführten, aber auch selbstbestimmt entscheiden konnten, nach Belieben auch die rechte Hand zu benutzen.

Die an der Linkshänder-Erkrankung Erkrankten waren also native Rechtshänder, aber mit fortschreitendem Stadium der Erkrankung begannen sie ihre Motorik und den Bewegungsablauf jenen von „nativen Linkshändern“ anzupassen, indem sie ungeübt anfingen, mit der linken Hand zu schreiben und etwas clumsy mit der linken Hand die Tasten der Starephones und Connectorgeräte zu drücken. Durch die virusbedingte Veränderung der linken Gehirnhälfte, jener Hemisphäre des Hirns, welches nach der vorherrschenden wissenschaftlichen Theorie überwiegend für den kognitiven Bereich, für das wache Bewusstsein zuständig ist und rationale, sprachliche, analytische und logische Prozesse verarbeitet, verwendeten die Erkrankten immer häufiger die von der Mikrobe verschonte rechte Gehirnhälfte, die weiterhin voll funktionsfähig war und die intuitiv und emotional agierte.  Nach den Forschungen einzelner Wissenschaftler konnten Bewohner des Planeten, die von dieser Krankheit befallen waren, nicht mehr zwischen Richtig oder Falsch unterschieden, aber sie hatten einen untrüglichen und unverrückbaren Sinn für das, was Gut oder Böse war. Sie erklärten, dass sie Bipolaritäten einfacher wahrnehmen konnten, indem sie „das Gute und das Böse“ klarer und eindeutiger fühlen und identifizieren konnten wie die gewöhnlichen, nativen Linkshänder und die nativen Rechtshänder.

Ansteckung durch Handshakes

Nach Meinungen der Virologen, Experten, Mathematiker und Komplexitätsforscher, die regelmäßig in den Advertorialsendungen auftraten, erfolgte die Ansteckung der Krankheit durch das Händeschütteln oder Umarmungen bei Begrüßungen, was nach dem Bekanntwerden einer Gruppendiskussion eines Instituts für Komplexitätsforschung sofort verboten wurde.

Medial prominente Wissenschaftler glaubten die an der Linkshänder Krankheit Erkrankten daran zu erkennen, dass die mit dem Linkshänder Virus infizierten zur Begrüßung immer und ausnahmslos die linke Hand entgegenstreckten. Also beschlossen die Governatoren, die Zahl der Linkshänder zu ermitteln, um alle Linkshänder zu „isolieren“ damit die Krankheit, die mittlerweile von der Planet Indebitamento-Health Organisation zu einer Pandemie ausgerufen wurde, sich nicht weiter ausbreiten konnte. Die Gefährlichkeit der Linkshänder Krankheit bestand auch darin, dass man die Mikrobe in einem frühen Stadium der Ansteckung nicht bemerkte, weil man sich völlig gesund fühlte. Als einige Wissenschaftler diese mikrobische Hinterlist entdeckten, wurde nach einer Testmethode zur empirischen Erfassung dieser „asymptomatischen Linkshänderkranken“ gesucht. Es war verboten, sich die Hand zu geben, man stieß sich stattdessen mit den Schuhen; sie fanden das bald cool und lustig, da dieses Verhalten auch auf den Advertorialmedien und Starephones gezeigt wurde und es viele Likes dafür gab. 

Der BWF-Test und der Linkshandschuh

Ein Linkshand-Forscher hatte die Idee, dafür einen Test zu verwenden, den er BWF-Test nannte: BWF war die Abkürzung für Ballwurffang-Test. Bei diesem Test wurde der jeweiligen Testperson ein kleiner Ball zugeworfen, der mit einer Hand gefangen werden musste. Fing die Testperson den Ball mit der linken Hand, wurde sie als linkshändige Person registriert und galt als potenzielles Gefahrenrisiko. Der Ballwurf-Fangtest wurde oft mit bis zu 45 Ballwurf-Zyklen durchgeführt, manchmal jedoch auch nur bis zu 30 Ballwurf-Zyklen, denn die Anzahl der Wurfzyklen war nicht standardisiert und die testenden Labors mussten diese Daten auch nicht an die Behörden weitergeben.

Aber wie konnte man die nativen Linkshänder von den mikrobigen Linkshändern unterscheiden? Für die nativen Linkshänder bestand die selbstbestimmte Möglichkeit, sich zu entscheiden, den Ball mit der rechten Hand zu fangen, während die Erkrankten zwangsbestimmt durch die durch die Mikrobe ausgelöste De-Aktivierung der linken Gehirnhälfte zwanghaft immer mit der linken Hand fingen mussten. Dadurch war die Möglichkeit von falsch positiven Testergebnissen nach Meinung einzelner Wissenschaftler „sehr gering“.

Bald wurden in Indebitamento landauf­-landab die Bewohner des Planeten mit dem BWF-Test getestet. Der Wettbewerb über die meisten positiven Tests, genannt „Fallzahlen“ wurde in den Advertorialmedien ununterbrochen befeuert, die Governatoren förderten aktive Berichterstattungen der Medien über den BWT-Test mit Sonderzahlungen aus den steuergespeisten Mitteln der Presse- und Medienförderung. Die mediale Begeisterung über den Test, gepaart mit einer kontinuierlichen Welle der Angst bewirkte, dass die Fallzahlen für mikrobisch-infizierte Linkshänder kontinuierlich und unaufhörlich anstiegen. Das ganze Land war erstaunt, wie viele Linkshänder es im Lande gab. Es wurden immer mehr. Die Advertorialmedien berichteten immer höhere Fallzahlen an Linkskranken ohne Bezugsgrößen.  Die Medien zeigten viele Tests, man konnte sehen, wie den Probanden die Tennisbälle zugeworfen wurden und wie sie die „Infizierten“ mit der gefürchteten linken Hand auffingen.

Angst und Panik wurden täglich größer, das Misstrauen gegenüber den ansteckenden Linkshänderkranken wuchs. Die Spaltung der Gesellschaft nahm ein gefährliches Ausmaß an. Die Gesundheitsämter, Ministerien und Governatoren hatten solchen Respekt vor der virtualistischen Krankheit, dass sie sogar die Definition der Erkrankten veränderten: Nicht nur Untertanen, die AN der Krankheit verstorben waren, sondern auch MIT-Verstorbene, also jene, die am Linkshändertest durchgefallen und an anderen Krankheiten verstorben waren, wurden in der Statistik als Mikrobentote geführt. 

Die Mikrobe mutierte unaufhaltsam, sie wurde so ansteckend und gefährlich, dass man einen speziellen, orthopädischen Handschuh entwickelte, den alle Untertanen von Indebitamento in der Öffentlichkeit anzuziehen hatten und nur zum BWF-Test abnehmen durften. Der Handschuh verhinderte, dass asymptomatisch Erkrankte – und dazu zählten alle, die von sich behaupten, gesund zu sein – durch einen Handshake versehentlich die Mikrobe übertragen konnten.

Aber dann kamen plötzlich Zweifel an der Validität des BWF-Tests auf, als eine Gruppe von Wissenschaftlern behauptete, sie hätten beobachtet, dass die Linkskranken nach einer bestimmten Anzahl von Wiederholungen, beginnend mit etwa 30 Ball-Wurfzyklen begannen, den Ball nicht mehr zwanghaft mit der linken Hand, sondern zwischendurch auch mal mit der rechten Hand zu fangen.  Was hatte das zu bedeuten? Bald bildeten sich Verschwörungstheorien. Ein Klima des Misstrauens verbreitete sich in Indebitamento. Advertorialmedien begannen jeden, dessen eigene Meinung von der offiziellen Wahrheit abwich, gnadenlos zu diffamieren. Die Verschwörungstheoretiker, die im Gegensatz zu den Vertrauenspraktikern den Versprechen der Governatoren nicht vorbehaltslos glaubten, wurden von sozialen Leben ausgeschlossen, sie durften keinen Beruf mehr ausüben und sie blieben zeit ihres Lebens isoliert. (Teil 2)

Lesen Sie hier Teil 1

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