Ausbruch, Eskalation und Überwindung der Linkshänder Pandemie (1. Teil)
Corona hat vieles verändert. Auch uns und unser Vertrauen in andere und in das täglich Wahrgenommene. Offensichtlich gewordene Bündnisse und Allianzen, Beeinflussung durch Bilder, Zahlen und Statistiken, die Verbrüderungslinien zwischen Politik, Medien und Wirtschaft – ein Bühnenbild, das uns ständig mit der Frage konfrontiert: Satire, Einbildung, Realität – oder einfach nur eine ver-rückte Geschichte?
Eine Sciencefiction-Geschichte in drei Teilen – irritierend und bedrückend erheiternd.
Die Ereignisse, die hier in Teil 1 der Sciencefiction-Geschichte geschildert werden, spielen in einer fernen Galaxie, Millionen Lichtjahre von unserer wunderschönen Erde entfernt, auf dem Planeten Indebitamento. Der Planet war fest in der Hand der Virtualisten.
Die Ideologie der Virtualisten war auf drei Grundsätzen aufgebaut:
- Artikel 1. Nur ein Mensch, der sich von der Vorstellung befreit, er müsse arbeiten, um Geld zu verdienen, kann ein tüchtiger Virtualist sein.
- Artikel 2. Nur ein Geschäft ohne reale Grundlage, ohne real existierende Produkte oder Dienstleistungen ist ein Business, das den Ideologischen Maximen des Virtualismus entspricht.
- Artikel 3. Virtualismus ist ein Glasperlenspiel für Eingeweihte. Nur jene Indebitamentorinnen und Indebitamentoren, die über die elitäre Gnade der moralischen Relativität verfügen, können virtuelle Glasperlenspieler sein.
Geld aus dem Nichts
Das Geschäftsmodell der Virtualisten war einfach, aber effizient und effektiv: Sie verfügten über das Monopol der Geldschöpfung, indem sie Geld aus dem Nichts erschaffen konnten. Sie nannten es Fiat Money („es werde Geld!), und es entstand durch Kreditverträge oder Staatsanleihen. Die Virtualisten verliehen virtuelles Geld als Giralgeld an Governatoren, die offiziellen Machthaber jener ehemals offiziellen Provinzen, die in der Indebtunion zusammengefasst waren.
Die Indebtunion
Die Indebtunion war ein administrativer Bund, der durch Kommissare regiert wurde. Die Union bildete einen Binnenmarkt mit einheitlicher Währung, aber mit unterschiedlichen Steuersätzen, Lebensgewohnheiten und Traditionen, in denen die Untertanen von den wesentlichsten Entscheidungen ausgeschlossen waren. Das „Parlament“ der Indebtunion konnte nicht einmal einen Gesetzesantrag stellen. Der Indebto, die einheitliche Währung der Indebtunion, die ursprünglich als Wachstumsmotor gedacht war, hatte sich bald als Koloss auf tönernen Füßen herausgestellt und wurde stattdessen mehr und mehr als Erpressungsmittel gegen die Bewohner der Provinzstaaten eingesetzt. „Der Indebto muss gerettet werden!“
Governatoren und Advertorial Medien
Die Governatoren der Provinzregierungen, die in der Indebtunion zusammengeschlossen waren, gehörten zur Kaste der professionellen Politdarsteller, welche wiederum von den Lobbyisten der Virtual Konzerne und den Berichten der Advertorial Medien abhängig war.
Die Advertorial Medien wiederum lebten wirtschaftlich von den gesponserten Berichten der Virtualisten, die sie Advertorials nannten. Diese Advertorials waren eine Mischung aus Advertising und Editorials, also Werbe- und PR-Artikel, die wie redaktionelle Berichte aussahen. Die Untertanen wussten nicht, dass die relevanten Berichte und Reportagen der Advertorialisten von den Finanz- und Konzernvirtualisten über Nachrichtenagenturen verfasst, verbreitet und gesponsert wurden.
Die obersten Politdarsteller verfügten über die Zwangsabgaben ihrer Untertanen. Zusätzlich hatten sie die Möglichkeit, sich von den Virtualisten Geld zu borgen. Beides konnten sie in Form von Wahlgeschenken an ihre Ziel-Gruppen verteilen. Denn sie mussten sich in regelmäßigen Intervallen von den Untertanen erneut als Politdarsteller wählen lassen. Die aktuellen Meinungstrends über die geopolitische Lage und die Sprachregelungen für die Untertanen, genannt political correctness, wurden über den Rat für auswärtige Beziehungen (RAFAB) gesteuert, dazu gehörten Nachrichtenagenturen, professionelle Advertorial-Agenturen, die Berichte im Auftrag der Virtualkonzerne verfassten, sowie private und öffentliche Advertorial-Medien in der Hand privater Virtualisten.
Die Macht der Virtualisten und der von ihnen wirtschaftlich abhängigen Advertorialmedien in der Indebtunion stieg ständig, während die Untertanen des Mittelstands durch Geldentwertung, prekäre Dienstverhältnisse und steigende Mieten und Kosten für die Lebenshaltung mehr und mehr unter wirtschaftlichen Druck gerieten. Die Klein- und Mittelbetriebe und privaten Haushalte ächzten unter immer größerer Steuerlast, während große, virtuelle Finanzlobbies und multinationale Unternehmen der Virtualisten ihr Vermögen steuerfrei in Steueroasen junckerten.
Deficit Spesa
Die Angewohnheit der herrschenden Politdarsteller, mehr Geld auszugeben, als sie durch die Steuern der Untertanen eingenommen hatten, nannte man Deficit Spesa. Seit der berühmte Ökonom Maynesianus eine wissenschaftliche Theorie dafür entwickelt hatte, verbreitete sich die Methode rasch auf dem Planeten. Alle Regierungen, Banken und Zentralbanken betrieben eifrig Deficit Spesa. Auf diese Weise wuchs der Schuldenberg der Staaten und deren Untertanen von Tag zu Tag, die Schulden pro Kopf waren weit höher als das durchschnittliche Jahreseinkommen.
Die Investitionen der Unternehmen sanken und das reale Bruttonationalprodukt stagnierte, obwohl man bald auch Zigarettenschmuggel, Prostitution und später auch Korruptionsgewinne ins Bruttoinlandsprodukt einrechnete. Das Ansteigen der Teuerungsraten konnte selbst durch geschicktes Anpassen der Warenkörbe zur Berechnung der Geldentwertung immer weniger verschleiert werden, die Untertanen ächzten unter der realen Inflation, die von den Advertorialmedien als „gefühlte Inflation“ geframed wurden. Die Verschuldung der Haushalte wuchs kontinuierlich und immer weniger Untertanen wollten sparen, nicht einmal die Konsumfuturisten des Mittelstands, welche die Finanzinstitute mit ihren sogenannten Sparbüchern jahrzehntelang brav mit negativer Realverzinsung gesponsert hatten.
Die Virtualindustrie löste sich immer mehr von der Realwirtschaft und das Wetten auf derivative Finanzprodukte wurde immer skurriler, bald investierten die großen Virtualinstitute fast ausschließlich in virtuelle Geschäfte, indem sie Staatsanleihen, Credit Default Swaps, Optionen, Puts und Calls oder auf Blasenpumpen im Aktien- und Immobilienbereich wetteten.
Hingegen mussten kleine und mittlere Geschäftsbanken, die Kredite an Private und Unternehmen für reale Wirtschaftsleistungen, Produkte, Dienstleistungen und Innovationen vergeben wollten, gegenüber den Hedgefonds, die mit virtuellen Derivaten handelten, gravierende Nachteile in Kauf nehmen. Denn für einen Kredit in die Realwirtschaft bürgten nicht alle Bürger als Bürgen, sondern nur die Kreditnehmer. Im Gegensatz zum Factoring zukünftiger Zwangsabgaben der Untertanen, die es den Virtualisten ermöglichte, Zinsen für ein Risiko, das es nicht gab, an den Staat zu verrechnen. Denn die Untertanen waren immer in der Haftung. Gleichzeitig mit der Liberalisierung der Regelungen für spekulative Hedgefonds wurden die Vorschriften für Geschäftsbanken und Kredite für die Realwirtschaft immer mehr verschärft. Nach den Bestimmungen von Basilea III, welche die Virtualisten durchgesetzt hatten, war für Kredite in der Realwirtschaft ein hoher Anteil an Eigenkapital erforderlich, was in der Folge zu einer Kreditklemme führte. Mit den Bestimmungen von Basilea III wurde die Realwirtschaft verbaselt. Bald war das Volumen der virtuellen globalen Finanztransaktionen mehr als hundert Mal höher als das Bruttonationalprodukt des gesamten Planeten.
Die Subprimatenkrise
Das Ende nahm seinen Anfang, als Virtual Inc., einer der größten virtuellen Hedgefonds des Planeten, durch die Subprimatenkrise zusammenbrach und mit Milliarden von Steuergeldern „gerettet“ werden musste. Als anschließend auch die Immobilienblase platzte, beschloss die Zentralbank der Indebtunion dieZinsen für die Finanzindustrie auf null zu reduzieren. Die Nullzinspolitik trieb wiederum den Prozess der Finanzindustrialisierung weiter voran, weil realwirtschaftliche Dienstleistungen der Geschäftsbanken, etwa Kontoführung und Kreditvergabe, nichts mehr einbrachten. Durch die Gratisgeldpolitik drehte sich das Spekulations-Karussell noch schneller als je zuvor. Namhafte Unternehmer der Realwirtschaft forderten ein Spekulationsverbot und eine Umsatzsteuerpflicht für Finanzderivate und insbesondere für „Leerverkäufe“, blieben aber letztendlich gegen die Lobbyisten und Advertorialisten der Virtualfinanzkonzerne chancenlos. Für jedes Produkt und jede Dienstleistung in der Realwirtschaft, auf jede Wurstsemmel wurde eine Umsatzsteuer eingehoben, aber es gelang nicht, eine Steuer auf Leerverkäufe einzuheben. Der Widerstand der Virtualisten, Politdarsteller und Advertorialmedien war zu groß.
Teil 2 folgt demnächst.