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Für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

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Offener Brief der niederösterreichischen KindergartenpädagogInnen und KinderbetreuerInnen

Offener Brief zur Situation in den niederösterreichischen Landeskindergärten und zur geänderten Dienstanweisung vom 19. November 2021

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir übernehmen als Personal der Kindergärten – KindergartenpädagogInnen als Landesbedienstete und KinderbetreuerInnen als Gemeindebedienstete – eine essenzielle Aufgabe in der Gesellschaft und waren seit Beginn der Pandemie immer für die Bevölkerung da und haben alle neuen Anweisungen bestmöglich befolgt.

Heute wenden wir uns in einem offenen Brief an Sie, weil sich die Arbeitsbedingungen in den Landeskindergärten im Zuge der COVID-19-Pandemie zunehmend so sehr verschlechtert haben, dass es auch mit enormen, persönlichem Einsatz aktuell nicht mehr möglich ist, die Mehrbelastung adäquat
auszugleichen.

Durch organisatorische Verkomplizierungen und ständig wechselnde Dienstanweisungen werden uns immer mehr Aufgaben übertragen, die weit weg von unserem eigentlichen Beruf sind. Die Verpflichtung, Kinder zu testen und detaillierte Aufzeichnungen durchzuführen, beides sind gesundheitspolitische Maßnahmen, bedeutet erheblich mehr Bürokratie und Zeitaufwand. Das alles stellt für uns eine enorme Mehrbelastung dar.
Da diese Testungen vom Kindergartenpersonal durchgeführt werden müssen, finden diese in der pädagogisch wertvollen Bildungszeit statt. Besonders problematisch ist ein positives Testergebnis, sowohl für das betroffene Kind, als auch für das Kindergartenpersonal. Wir haben Feedback von vielen Eltern, dass sie die Testungen gerne zu Hause machen würden. Dies hätte auch den Vorteil, dass ein positiv getestetes Kind gleich im vertrauten Umfeld verbleiben kann.

Auch viele Eltern sind am Limit und würden durch die Möglichkeit, mehr Pflegeurlaub in Anspruch nehmen zu können, entlastet werden. Im Kindergartenalltag übernehmen wir oftmals Kinder mit Erkältunssymptomen, da die Eltern keine andere Möglichkeit haben und beruflich unter Druck stehen.

Wir befürchten nicht nur eine Negativspirale, sondern spüren diese bereits. Die Mehrbelastung führt zu erheblicher Überbeanspruchung vieler KollegInnen, die Zahl der Krankmeldungen steigt und viele überlegen aus diesem wertvollen und gesellschaftlich bedeutenden Beruf auszusteigen. Durch den dadurch bewirkten Personalmangel kommt es zu noch mehr Belastung der Übriggebliebenen, und diese fallen dann nicht selten deshalb auch noch aus, wodurch sich die Situation weiter verschärft.

Wir warnen eindringlich vor diesem Teufelskreis.

Ausdrücklich verwehren wir uns auch insbesondere dagegen, dass die aktuell für uns sehr angespannte Situation durch stets neue Dienstanweisungen (die letze ist vom 19. November 2021 ) noch zusätzlich erschwert wird. Diese sind ein weiterer Schritt in eine Richtung, die die Arbeit mit den Kindern unnötig verkompliziert bzw. davon ablenkt und nicht im Interesse der Kinder liegt. Dem Infektionsschutz wird in den Kindergärten sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt und es gab bereits vor der neuen Dienstanweisung viele Maßnahmen, die wir umsetzen müssen, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Es ist aber nicht einsehbar, dass die ohnehin schon gegebenen Lasten noch durch nicht nachvollziehbare Maßnahmen, die außerdem auch zum Nachteil der Kinder sind, erschwert werden. Gravierende Verschlechterung befürchten wir insbesondere, wenn KollegInnen durch sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung des regelmäßig getesteten, ungeimpften Personals ihren Beruf nicht ausüben könnten.
Ungeimpfte müssen „Tests bzw. Nachweise so oft durchführen bzw. vorlegen, dass für jeden Tag der Anwesenheit im Kindergarten eine geringe epidemiologische Gefahr nachgewiesen wird“ (Dienstanweisung vom 19. November 2021).
Laut der neuen Dienstanweisung kann die FFP2-Maskenpflicht im Kontakt mit Kindern aus pädagogischen Gründen nur dann entfallen, wenn man einen gültigen Impf- bzw. Genesungsnachweis vorweisen kann. Warum aktuelle Testnachweise nicht ausreichen, ist nicht nachvollziehbar bzw. sachlich nicht zu begründen. Von getesteten Ungeimpften geht weniger Ansteckungsgefahr aus als von Geimpften, die sich nicht regelmäßig testen: Es sind uns mehrere Fälle bekannt, in denen geimpfte KollegInnen unwissentlich infektiös waren.
Regelmäßige Testungen mittels PCR-Test zumindest zwei Mal pro Woche ab 29. November 2021 stellen ohnehin schon einen erheblichen Mehraufwand dar, den viele KollegInnen in ihrer Freizeit auf sich nehmen, um für niemanden ein Risiko darzustellen. Wegen der ohnehin bestehenden Testpflicht stellt die Maskenpflicht für ungefährliche, getestete Ungeimpfte reine Schikane dar.

Diese unsachliche Vorgabe der Maskenpflicht schadet auch den Kindern, die in den ersten Lebensjahren vor allem durch Nachahmung lernen. Es ist nicht absehbar, welche negativen Folgen etwa die mangelnde Möglichkeit der Vermittlung von Mimik hat. Außerdem können wir nicht unsere volle Leistung bringen, die wir in unserem Beruf aber benötigen, weil das Tragen einer FFP2-Maske die Leistungsfähigkeit nachweislich erheblich mindert. Am Ende leiden unter der Unterbesetzung des Personals besonders die Kinder und es ist damit zu rechnen, dass bei Einführung der Impfpflicht viele engagierte, gut ausgebildete Fachkräfte kündigen werden, mit der Folge, dass die qualitativ hochwertige Bildung und Betreuung der Kinder nicht aufrechterhalten werden kann.
Es geht uns darum eine Spaltung innerhalb unserer Berufsgruppe zu verhindern und die Zukunft für unsere Kinder zu sichern.

Damit der drohende Zusammenbruch der Elementarpädagogik abgewendet wird und wir befähigt werden die Ziele des Niederösterreichischen Bildungsplanes umzusetzen, fordern wir dringend:

  1. Keine unnötige Bürokratie und sich ständig ändernde, uns belastende Dienstanweisungen;
  2. Die Möglichkeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich die bestmögliche Bildung und Betreuung der Kinder;
  3. Keine Auslagerung von Aufgaben, für die wir nicht geschult sind und die uns von der Elementarpädagogik abhalten, weil auch unsere Zeit und Kraft endlich ist;
  4. Keine Maskenpflicht für getestetes, nachweislich ungefährliches Personal;
  5. Besinnung darauf, welche wichtige Aufgabe ElementarpädagogInnen und KinderbetreuerInnen in Zeiten der Pandemie erfüllen durch Wertschätzung und Unterstützung statt Schikane durch sachlich nicht nachvollziehbare Regelungen;
  6. Beachtung der mannigfaltigen besonderen Bedürfnisse der Kinder, für die zwischenmenschlicher Kontakt besonders wichtig ist, inklusive Mimik;
  7. Keine Impfpflicht und Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz, weil die ohnehin schon gegebene Personalnot dadurch soweit verschärft werden könnte, dass sich diese selbst verstärkt und ein sehr schneller Teufelskreis entstehen könnte;

Wir hoffen, dass Sie diesen eindringlichen Appell bzw. diese Forderungen ernst nehmen, weil das System der Landeskindergärten in der bisherigen Form bereits an den Grenzen des Machbaren steht und weitere Ausfälle nicht kompensierbar sind.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre niederösterreichischen KindergartenpädagogInnen und KinderbetreuerInnen

Leserbriefe geben die Meinung des jeweiligen Verfassers wieder. Die Veröffentlichung erfolgt um ein vielfältigeres Bild zu schaffen.

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