Da ich seit einigen Wochen an einer leichten Bronchitis leide und deshalb manchmal Atembeschwerden bekomme, nahm ich im weitläufigen Untergeschoss des Linzer Hauptbahnhofes am Bahnsteig der Straßenbahn die Maske ab, obwohl ich kein Befreiungsattest besitze. Ich begab mich dabei an das Ende des Bahnsteiges, um möglichst weiten Abstand zu anderen Fahrgästen zu haben, wohl wissend, dass ich in diesem Moment gegen die Verpflichtung zum Tragen einer Maske verstoße, selbst dann, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind. Die anderen Fahrgäste standen weit von mir entfernt, lediglich ein Herr in mittlerem Alter kam ganz zielstrebig in meine Nähe. Er trug gemäß den aktuellen Bestimmungen eine FFP2-Maske und versuchte, mir durch heftiges Kopfschütteln etwas mitzuteilen.
Wenige Sekunden später fuhr bereits die Straßenbahn ein. Da ich bemerkte, dass diese wegen des morgendlichen Fahrgastaufkommens relativ voll war, setzte ich bereits beim Einsteigen wieder meine Maske auf, und war somit wieder gemäß den aktuellen Bestimmungen unterwegs. Die Straßenbahn verweilte noch kurze Zeit, doch die Türen wurden gleich wieder geschlossen. Der zurückgebliebene Herr am Bahnsteig war nicht eingestiegen, da er offensichtlich auf eine andere Straßenbahnlinie wartete. Plötzlich näherte er sich außerhalb der Straßenbahn dem Fenster, so dass wir einander durch die Scheibe sehen konnten, formte die Hand zur Pistole und zielte mehrmals auf mich. Als sich die Straßenbahn in Bewegung setzte, drohte er mir durch eine Geste des Halsabschneidens.
Ein junger Fahrgast, der neben mir in der Straßenbahn stand und dies beobachtet hatte, fragte mich, was denn da los sei. Als ich ihm antwortete, ich hätte keine Maske getragen, als ich zuvor auf dem Bahnsteig gewartet hätte, und dass dies offensichtlich der Grund sei für die aggressiven Gesten des Mannes, schüttelte der junge Fahrgast nur den Kopf und begann ungläubig zu lachen. Ich meinte nur, dass das mittlerweile Realität in unserem Land geworden sei und dass ich darüber nicht lachen könne.
Stefan