Eine ältere, geschmackvoll gekleidete Frau, betrat ein gut besuchtes Restaurant in Wien. Sie sah sich um und fragte, als ein Kellner auf sie zukam, nach einem Tisch für zwei Personen zum Essen.
„Guten Abend!“, begrüßte sie der Kellner, „Ich werde gleich schauen, ob etwas frei ist. Haben sie einen 3G-Nachweis?“
„Ja, ich bin geimpft.“, antwortete die Frau.
„Gut, danke.“, gab der Kellner zurück: „In ein paar Minuten ist ein Tisch frei, wenn sie bitte so lang warten.“
„Meinen Nachweis“, fragte die Frau überrascht und beinahe entrüstet: „wollen sie den gar nicht kontrollieren?“
„Sie machen einen integren und ehrlichen Eindruck“, meinte der Kellner, „ich glaube ihnen, aber wenn Sie darauf bestehen, dann sehe ich mir ihren Impfnachweis gerne an.“
Die Frau öffnete ihre Handtasche, kramte herum, dreht die Tasche hin und her, kramte weiter, konnte den Nachweis aber nicht finden. Als sie den Kellner ansah und sich schon entschuldigen wollte, fauchte sie ihren Mann, der einen Parkplatz gesucht hatte und gerade zur Tür hereingekommen war, an: „Wo hast du meinen Impfnachweis?“
Ihr Mann blieb einige Augenblicke lang regungslos stehen und antwortete verdutzt: „Äh nein, das machst doch normalerweise alles du für uns, ich habe nichts mit.“ Die Frau sprang ihrem Mann mit zwei großen Schritten entgegen, und beharrte darauf, dass er die Nachweise haben müsse, der das nun mit deutlicheren Worten als vorhin, von sich wies. Es ging einige Zeit lang hin und her, bis der Kellner bemerkte, dass seine Gäste auf die beiden aufmerksam wurden. Er trat näher zu den beiden:
„Ja was ist jetzt mit ihrem Impfnachweis?“, fragte er, mit absichtlich gedämpfter Stimme.
Die Frau verstand sein Ansinnen und flüsterte: „Ich weiß nicht, ich finde ihn gerade nicht. Was machen wir jetzt?“
Der Kellner verkniff sich ein Grinsen: „Wie stellen sie sich das jetzt vor, ich hätte sie ja reingelassen, aber sie wollten mir unbedingt ihren Nachweis zeigen. Wenn ich ihnen jetzt einen Tisch gebe, denn werden sich die anderen Gäste wundern und mir unangenehme Fragen stellen…“ Er schwieg und einige Sekunden später machte er einen Vorschlag, so leise, dass ihn nur die beiden hören konnten. Die Frau nickte, machte kehrt und deutete ihrem Mann, der langsamer reagierte, dass er sich Richtung Ausgang zu bewegen hätte.
Zehn Minuten später betraten die beiden erneut das Restaurant, schauten sich um und derselbe Kellner begrüßte sie, nur etwas beifälliger als vorhin: „Guten Abend. Was kann ich für sie tun?“
Die Frau, deren Mundwinkel kurz Richtung Ohren zuckten, erwiderte seine Begrüßung und fragte: “Haben sie einen Tisch für zwei Personen frei? Zum Essen.“
„Ja, ist gerade einer frei geworden.“, antwortete er und fügte hinzu: „Wie sie sicherlich wissen, muss ich nach ihrem 3G-Nachweis fragen.“
„Wir sind“, gab die Frau zur Antwort und legte dabei ihre Hand auf ihr Brustbein: „selbstverständlich geimpft, alle beide.“
„Alles klar!“, gab der Kellner zurück: „Ich dachte es mir. Wenn sie mir bitte zum Tisch folgen.“ Dabei lächelte er wie jemand, der seine Arbeit mit Zufriedenheit und Erfolg verrichtete, drehte sich mit einer eleganten Bewegung um und ging los.
MS