Vor kurzem traf ich meinen Nachbarn, ich wollte ihn mit der Faust begrüßen, er benutzte den Ellbogen. Eigentlich mag ich die Faustbegrüßung nicht, sie ist aber besser als gar nichts. Er bemerkte danach, dass viele die Faust nicht mögen, weil sie Angst hätten, sich zu infizieren: „Und das mit Recht. Meine Frau und ich sind inzwischen beide geimpft, ich möchte kein Gefährder sein, wir leben ja schließlich alle im Verbund.“
Mir blieb die Spucke weg.
Ich antwortete, dass jeder in erster Linie selbst für seine Gesundheit verantwortlich sei. Aber was das Schlimme für mich war, dass ich mich nicht getraut hatte, offen meine Meinung zu sagen. Mein Nachbar erwähnte dann noch die – damals schon – stattfindenden Feiern der Jugendlichen, die er streng bestrafen würde.
Zum Glück gibt es immer wieder auch positive Erlebnisse. Unlängst bestellte ich Essen in einem Lokal, wo mir der Wirt bei der Abholung, welchen ich gar nicht so gut kenne, die Hand reichte. Und auch meine letzte Physiotherapie wurde mit einem Händedrück durch den Therapeuten abgeschlossen – ich muss sagen, ich habe fast geweint. Wie weit haben wir es gebracht – schlimm!
Thomas, 06.06.2021