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Corona-Krise: Was ist die kürzeste Verbindung von Wuhan zum Investment-Banking?

Zunächst sollte ich meine Begriffe klären. Investment-Banking stellt die Verbindung her zwischen denen, die Kapital haben, aber keine Ideen, was sie damit anfangen könnten und denen, die Ideen haben, aber kein Kapital, um sie zu verwirklichen. Der Kapitalist schüttet seine Goldstücke in den mit Pech ausgestrichenen Eimer des Investment-Bankers. Der Investment-Banker schüttet den Eimer beim Möchtegern-Investor wieder aus. Was im Eimer kleben bleibt, ernährt den Investment-Banker – im Regelfall durch Champagner und Kaviar. Dieses Geschäft läuft gut, wenn es mehr gute Ideen gibt als Kapital für ihre Verwirklichung. Unglücklicherweise baut sich in längeren Friedensperioden immer mehr Kapital auf und es werden immer mehr gute Ideen verwirklicht, so dass neue Ideen knapper werden. Die Vernichtung des Kapitals ist keine Lösung, die dem Investment-Banker gefallen könnte, weil sie die Qualität des Champagners und Kaviars verringert. Auf irgendeine Weise müssten die Realwerte vernichtet werden, so dass wieder neue geschaffen werden müssen, was dann Investitionen erfordert. Die Standardlösung ist verbaut, seit mehrere Großmächte substantielle Atomwaffenpotentiale unterhalten.

Wuhan ist eine chinesische Millionenstadt etwa 700 km westlich von Shanghai. Weltweit bekannt geworden ist Wuhan im Januar 2020, als dort die Covid-19-Pandemie ihren Ausgang nahm. Nicht unbekannt, der Öffentlichkeit aber doch viel weniger bekannt ist der Umstand, dass Wuhan seit 1978 das Institut für Virologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (Wuhan Institute of Virology, WIV) beherbergt. Es ist aus einem 1956 gegründeten Institut für Mikrobiologie hervorgegangen und beherbergt heute die größte Sammlung von Virusstämmen in Asien. Das Institut gilt als weltweit führend in der Forschung von Corona-Viren, die in Fledermäusen verbreitetet sind. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Textes steht in der deutschen Wikipedia der Satz: „Am WIV wurden lebende Fledermaus-Coronaviren mit gentechnischen Verfahren in menschliche Krankheitserreger verwandelt“. Ich halte diesen Satz für etwas tendenziös. Ob er einen wahren Kern hat, kläre ich weiter unten.

Die Corona-Krise unterscheide ich von der Covid-19-Pandemie. Letztere ist eine mittelschwere weltweite Epidemie, die aller Voraussicht nach in ein bis zwei Jahren vor allem durch Impfung nur noch das Ausmaß der saisonalen Grippen hat. Mit diesen hat die Welt seit Jahrzehnten zu leben gelernt. Die Corona-Krise ist eine sehr schwere weltweite gesellschaftliche, psychosoziale und wirtschaftliche Krise. Diese Krise wird viel länger andauern und zu tiefgreifenden politische Veränderungen führen.
Die kürzeste Verbindung von Wuhan zum Investment-Banking ist die in New York beheimatete EcoHealth Alliance (Abbildung 1). Deren Präsident Peter Daszak hat mit Wissenschaftlern des WIV zwischen 2005 und 2020 insgesamt 18 begutachtete Artikel zumeist zum Thema von Corona-Viren in Fledermäusen und ihren Bezug zu menschlichen SARS-Erkrankungen veröffentlicht. Eine dieser Publikationen aus dem Jahr 2016 kann in gewissem Sinne als Beleg für den oben zitierten Satz in der deutschen Wikipedia angesehen werden. Darin wird tatsächlich beschrieben, wie aus dem nichtinfektiösen Virus WIV1 durch gentechnische Veränderung eine infektiöse Variante erzeugt und der Erfolg dieses Verfahrens in menschlichen Zelllinien getestet wurde. Es ist hochwahrscheinlich, dass diese Viren bei einer Freisetzung gefährlich gewesen wären. Es ist aber auch sicher, dass die in dieser Publikation beschriebenen Viren nicht SARS-Cov2 sind. Für derartige „gain of function“ (GOF) Forschung galt in den USA von 2014-2017 ein Moratorium. Dass Peter Daszak dieses umgehen konnte,
ohne deshalb seine US-Forschungsförderung zu verlieren, wird damit begründet, dass die Forschung vor Einsetzen des Moratoriums begonnen hatte. US-Forscher haben allerdings damals Briefe erhalten, die sie zur sofortigen Einstellung der GOF-Arbeiten aufforderten.

Abbildung 1. Die EcoHealth Alliance, nach eigenem Selbstverständnis der öffentlichen Gesundheit und dem Tierschutz verpflichtet, ist mit stark mit der Wirtschaft und mit Unternehmensberatungen vernetzt und über Forschungen Ihres Präsidenten zusammen mit dem Wuhan Institute of Virology potentiell mit der Covid-19-Pandemie verbunden.

Die prominenteste Verbindung zum Investment-Banking ergibt sich durch Sheila Patel, die in der EcoHealth Alliance als ehrenamtliche Direktorin wirkt und seit 2006 Partner bei Goldman Sachs ist, wo sie bis Ende 2020 die Chefin des Goldman Sachs Asset Management war. Das ist eine herausragende Führungsposition. Sie ist weiterhin beratende Direktorin bei Goldman Sachs. Direktor bei der EcoHealth Alliance war sie bereits 2008, als diese noch Wildlife Trust hieß. Weitere Verbindungen zum Investitionskapitalmarkt ergeben sich durch die sehr aktive ehrenamtliche Direktorin Nancye Green, die Investoren und Gründer berät, Ellen Shedlarz, die bei Morgan Stanley und Ziff Brothers Investment hohe Posten im Personalbereich innehatte, Margery Fischbein, Head of Healthcare Investment Banking at Seaport Global und Robert Hoguet, der aus dem Investment-Banking kommt, sich aber im Alter tatsächlich der Erhaltung der Kraniche verschrieben hat.

Die EcoHealth Alliance

Mit der Namensänderung 2010 von Wildlife Trust in EcoHealth Alliance hat die Organisation einer bereits zuvor erfolgten Änderung ihres Charakters Rechnung getragen. Man leistet sich weiterhin ein paar Tierfreunde im Direktorium und nimmt sogar neue auf. Mit Ausnahme der übrig gebliebenen Pamela Thye und Robert Hoguet kümmern sie sich allerdings weniger um Wildtiere als um Haustiere in Städten (Amy Attas, Frederick Baum, Kimberly Spina). Interessanter wird es beim Thema Health, also Gesundheit. Zu den Partnern zählen Johnson & Johnson, eine Pharmafirma, die inzwischen einen Corona-Impfstoff entwickelt hat. Sie hat gleich ihren Vizepräsidenten für Globale öffentliche Gesundheit ins Direktorium entsandt. Ben Plumley, der ebenfalls dem Direktorium angehört, war vorher Vice President for Global Access and Partnerships bei Johnson & Johnson. Weitere Verbindungen des Direktoriums zur Pharmabranche sind Nancy Griffin, die „Alliance Management“
bei Vertex Pharmaceuticals betreibt und vorher Head of Global Alliance Management bei Novartis war und Lisa Wisniewski, die in einem Fonds arbeitet, der innovative Biopharma-Firmen unterstützt.

Noch interessanter sind vielleicht zwei Rechtsanwälte, die man mit dieser Spezialisierung vielleicht nicht in einer edlen Nichtregierungsorganisation erwartet hätte, die sich nach eigener Aussage dem Schutz von Wildtieren und der öffentlichen Gesundheit vor aufkommenden Krankheiten widmet. Das sind Geoffrey Potter, der Partner bei Patterson Belknap ist und dort die Abteilung leitet, die Markenschutz und Anti-Produktpiraterie betreibt und David McIntyre, der sich bei der Rechtsdienstleistungsfirma Axiom um solche Fälle kümmert und früher auch bei Johnson & Johnson war. Im Zusammenhang mit Pharmafirmen und Investment-Banking sind die Beiden aber natürlich sehr passend. [Abschweifung: Der eigentliche Skandal am Astra-Zeneca-Impfstoff ist ja, dass er ohne Profit vermarktet wird. Dementsprechend und durch die dabei verwendete, bereits lange existierende Technologie ist er auch viel billiger als die neuartigen Impfstoffe, was das Geschäft der anderen Pharmafirmen empfindlich stört. So viel Investitionen wie bei den anderen Firmen sind auch nicht nötig. Die Sache wird bei einer schnellen Impfkampagne noch viel unangenehmer, weil die Firmen mit den teuren neuen Technologien weniger Produktionskapazität haben und daher einen um so geringen Marktanteil, je schneller es geht. :Ende Abschweifung].

Dann gibt es im Direktorium noch eine ansehnliche Gruppe von Unternehmensberatern, Personalvermittlern und Führungskräfte-Coaches, von denen Margaret Loeb, eine Senior-Beraterin bei McKinsey, wohl am Prominentesten platziert ist. Sie stellt auch ab und zu Räumlichkeiten bei McKinsey für Treffen des Direktoriums der EcoHealth Alliance bereit. Einen ganz einfachen Lobbyisten haben wir auch noch. Ben Plumley, ist der Gründer und inzwischen Stratege für Globale Gesundheit von Hunuvat. Dieses „soziale Unternehmen“ (15% der Gewinne werden gespendet) verbindet nach seinem Selbstverständnis Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen und den privaten Sektor (irgendwer muss ja zahlen) mit nationalen und internationalen Politikern.

Es gibt auch noch einige Wissenschaftler, sogar im Direktorium. Worum es da vornehmlich geht, kann der oder die Eingeweihte dem Logo entnehmen. Es sind gentechnische Verfahren.

Woher kommt das Geld?

Die EcoHealth Alliance hat bei einem Jahresumsatz von etwa 17 Millionen US$ ein Vermögen von etwa 6,6 Millionen US$. Da muss jemand kräftig spenden und sich möglicherweise auch etwas davon erhoffen. Für eine Nichtregierungs-Organisation erhält die EcoHealth Alliance allerdings auch eine stattliche staatliche Unterstützung. Seit 2008 sind 19.3 Millionen US$ Staatsgelder geflossen. Der Löwenanteil davon kommt, wie in Abbildung 1 angedeutet, aus dem Verteidigungsministerium, nämlich 17.19 Millionen US$. Sie entstammen dem Programm zum Kampf gegen Massenvernichtungswaffen und der Projekttitel lautet „Verständnis des Risikos von durch Fledermäusen übertragenen zoonotischen Krankheiten in Westasien“. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das US-Verteidigungsministerium Millionen an Peter Daszak zahlt, der mit einem chinesischen Institut der Sicherheitsstufe 4 zusammenarbeitet, das dem Vernehmen nach seit dem 31. Januar 2020 von einer Generalmajorin der chinesischen Volksbefreiungsarmee geführt wird. Das Staatsmedium Pengbei hat Chen Wei als die führende Expertin der Nation auf dem Gebiet biologischer und chemischer Verteidigung beschrieben. Sie hat das Team geführt, das den ersten chinesischen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt hat.

Ein anderer wichtiger Geldgeber für die wissenschaftliche Forschung der EcoHealth Alliance waren bis zum 24. April 2020 die National Institutes of Health (NIH). Dann stellten sie fest, dass die gegenwärtigen Ergebnisse nicht in Übereinstimmung mit den Zielen des Programms und den Prioritäten der NIH seien und stellten die Förderung ein. Am 21. Mai 2020 berichtete das Wissenschaftsmagazin Science, dass 77 Nobelpreisträger einen Brief an den NIH-Direktor und den amerikanischen Gesundheitsminister geschrieben hätten, in dem sie die Rücknahme dieser Entscheidung verlangten. Meine Frage wäre, ob sie informiert waren, was Peter Daszak beim NIH als Projekt beantragt hatte und was er dann getan hat. Ich kenne keine und keinen der 77 so gut, dass ich einfach anrufen und fragen könnte. Die beiden, mit denen ich schon zuvor in anderen Sachen Kontakt hatte, habe ich am Freitag per E-Mail gefragt. Antworten habe ich noch nicht bekommen. Wenn sie noch eintreffen, werde ich sie unter dem Blogbeitrag nachreichen. Wahrscheinlich ist das allerdings nicht. Die NIH-Entscheidung wurde dann übrigens tatsächlich rückgängig gemacht, aber nur unter Auflagen, welche die Kooperationspartner am WIV nicht erfüllen können oder dürfen.

Netzwerken im Dreieck

Das Folgende wissen wir im Detail nur, weil es in den USA einen Freedom of Information Act gibt. Dem unterliegt die EcoHealth Alliance als Nichtregierungs-Organisation zwar nicht, ihre Direktorin Rita Colwell hingegen schon, weil sie ein E-Mail-Konto an der staatlich finanzierten University of Maryland benutzt hat. Ihre E-Mails zu den Vorgängen mit EcoHealth Alliance mussten deshalb herausgegeben werden.

Der Umstand, dass Covid-19 gerade in der Stadt ausbrach, in der das WIV an ähnlichen Viren forscht, entging der Öffentlichkeit natürlich nicht. Die Frage wurde laut, ob das Virus aus dem WIV entwichen sein könnte. Immerhin war es bei der Erforschung des Vorgängers SARS-Cov an einem Institut in Beijing zu einigen Ansteckungen gekommen, wobei die Mutter eines der ursprünglich infizierten Doktoranden starb. Wie es immer in solchen Fällen ist, wussten einige Leute auch ohne Untersuchung gleich die Antwort, nämlich dass es so war. Diese nennt man Verschwörungstheoretiker.

Für Peter Daszak und die EcoHealth Alliance war bereits die Frage gefährlich. Er schrieb daher einen Brief, in dem er ohne Untersuchung die entgegengesetzte Antwort gab und die Ansicht als Verschwörungstheorie verdammte, überhaupt nur anzudeuten, das Virus könne nicht natürlichen Ursprungs sein. Dieser Brief erschien in der Ausgabe von The Lancet vom 7.-13. März 2020. Seine Entstehungsgeschichte ist von Interesse.

Den ersten Entwurf versandte Peter Daszak am 6. Februar 2020. Am gleichen Tag verwirft er den vertretbaren Satz aus einem Brief der Präsidenten mehrerer amerikanischer Wissenschaftsgesellschaften: „Die Anfangsmeinung der Experten ist, dass die verfügbaren Genom-Daten konsistent mit einer natürlichen Evolution sind und dass es derzeit keine Evidenz gibt, dass das Virus verändert wurde, um sich schneller unter Menschen zu verbreiten.“ Dieser Satz war Peter Daszak “etwas zu spezifisch, weil es auch andere Verschwörungstheorien gibt“.

Nun mussten Leute gesucht werden, die Peter Daszaks Brief unterschreiben würden. Selbst Rita Colwell zögerte lange, stimmte aber schließlich zu. Wenn ich mich in dem Wust von E-Mails nicht verzählt habe, wurden insgesamt 48 Wissenschaftler angefragt, von denen man annahm, dass sie unterschreiben würden. Von diesen unterschrieben, einschließlich von Peter Daszak und anderen Leuten der EcoHealth Alliance dann 27, darunter auch Christian Drosten. Peter Daszak schloss sein zweites E-Mail vom 6. Februar mit dem Satz: „Beachtet bitte, dass diese Verlautbarung nicht unter dem Logo der EcoHealth Alliance erscheinen und nicht als von einer Organisation kommend identifizierbar sein wird.“ Die Veröffentlichung in The Lancet enthält noch einen Satz am Ende: „Wir deklarieren, dass bei uns keine Interessenkonflikte vorliegen.“ Was immer man vom Rest dieses Textes hält – dieser Satz ist ganz gewiss falsch.

Die Sache wird noch etwas pikanter, wie Abbildung 1 zeigt. Peter Daszak wurde im Januar 2021 von der WHO in das Gremium berufen, das in China, auch am WIV, den Ursprung des Covid-19-Virus untersuchen sollte. Das hätte nie geschehen dürfen, sowohl wegen des offensichtlichen Interessenkonflikts, als auch weil Daszak wegen des Briefs in The Lancet als befangen gelten musste. Was immer der Ursprung des Virus ist, Vertrauen in die Ergebnisse der WHO-Untersuchung ist nicht angebracht.

Mutationen und andere mögliche Unfälle

Für die erste Ansteckung eines Menschen mit SARS-Cov2 gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wenn wir vernachlässigen, dass sie auch das Resultat von GOF-Experimenten sein könnte, ist die Ursache am Wahrscheinlichsten ein ursprünglich an Fledermäuse angepasstes Virus gewesen. Es gibt dann immer noch drei Möglichkeiten. Dieses Virus könnte über einen Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen sein – als mögliche Zwischenwirte werden Zibetkatzen und Schuppentiere diskutiert. Es könnte auch direkt von einer Fledermaus übertragen worden sein. Schließlich könnte es im Zug der Virensammlung, wie sie in Publikationen des WIV beschrieben wird, in das Virenarchiv des WIV geraten sein. Dabei wäre eine Ansteckung beim Sammeln oder bei der Charakterisierung möglich gewesen, selbst wenn nie GOF-Experimente damit durchgeführt wurden.
Sicher ausschließen kann man keinen dieser drei Wege. Falls es der dritte war, werden wir es wohl nie erfahren. Geheimnisse solcher Tragweite lassen es als Staatsräson erscheinen, notfalls auch zu töten – und das täte jeder Staat. Falls es so war, wird es also notwendigerweise eine Verschwörungstheorie bleiben. In dieser Situation kann man nur für sich selbst abschätzen, was man für wahrscheinlicher hält. Angenommen, jemand wüsste, ob das Virus aus dem WVI entwichen ist und könnte Sie zu einer sehr hohen Wette zwingen, ob es so ist. Es ginge um eine Geldsumme, die Ihre Existenz bedroht oder Sie im Erfolgsfall ziemlich reich macht. Worauf würden Sie dann wetten?

Weil in letzter Zeit gern über Mutationen geredet wird, ist noch ein einschlägiger Artikel von Interesse. Keiner der beiden Autoren stammt vom WIV, einer allerdings von der Jianghan University in Wuhan. Aus dem Artikel geht hervor, dass eine Mutante den Verlauf der Pandemie wohl tatsächlich wesentlich beeinflusst, weil sie ansteckender ist, obwohl sie wohl nach Ansteckung nicht zu einem schwereren Verlauf führt. Sie ist als D614G bekannt. Das bedeutet, dass die Aminosäure Aspartat in Position 614 des Spike-Proteins (Stachel-Proteins) zu einem Glycin mutiert ist. Erstmals nachgewiesen wurde sie, als das Virus von China nach Deutschland übersprang. Die Sequenz wurde am 28. Januar in Deutschland hinterlegt. Dass Europa im März zum Zentrum der Pandemie wurde, hängt sehr wahrscheinlich mit dieser Mutation zusammen. Sie dominiert inzwischen weltweit, außer in Ostasien, das sich vor einem Re-Import des mutierten Virus abschotten konnte. Zu höheren Infektiosität der D614G-Mutante gibt es sehr viele Publikationen, die meisten an Zellkulturen. Es gibt sogar eine plausible Hypothese für den Mechanismus. Wie aus Kristallstrukturen des Vorgängers SARS-Cov seit 2017 bekannt ist (einer der vielen Autoren arbeitete an der Wuhan University), ist die Domäne, die an den ACE2-Rezeptor menschlicher Zellen bindet, dynamisch. Die Mutation könnte die offene Konformation und damit diese Rezeptorbindung begünstigen. Ironischerweise wäre eine Methodik, an deren Entwicklung ich stark beteiligt war, recht gut geeignet, um diese Hypothese zu überprüfen.

Die Johns Hopkins University Connection

Zum Schluss müssen wir noch über die rechte Seite von Abbildung 1 reden. Eines der Zentren der Corona-Krise – dieser Ausdruck ist mit Bedacht gewählt – ist die Johns Hopkins University (JHU). Das nicht nur deshalb, weil die JHU weitgehend aussagelose, unnormierte Zahlen positiver Tests sammelt. Die EcoHealth Alliance führt die Bloomberg School for Public Health an der JHU als Partner auf, durchaus zu Recht. Die beiden haben im Zeitraum 9.-11. Dezember 2019 in London den ersten READY Workshop für die Vorbereitung von Nichtregierungs-Organisationen (Global Readiness for Major Disease Outbreak Response) auf Pandemien durchgeführt. Das war noch bevor in der Welt irgendjemand etwas von Covid-19 wusste. Der erste Fall einer atypischen Corona-Virus-Lungenentzündung in Wuhan war zwar am 1. Dezember bestätigt worden. Das war aber außerhalb Chinas noch unbekannt und der Workshop muss ja auch lange vorher organisiert worden sein. Wie alle Pandemie-Übungen und Planungen vor Covid-19 orientierte sich der Workshop an Grippe (Influenza) – eine Krankheit mit der sich die EcoHealth Alliance nicht wissenschaftlich beschäftigt.

Halt, nicht alle Pandemie-Übungen haben Influenza angenommen. Bekannt ist – zumindest in Kreisen von Verschwörungstheoretikern – das ebenfalls von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health am 18. Oktober durchgeführte Planspiel Event 201. Hier war die EcoHealth Alliance kein Partner, sondern das World Economic Forum von Klaus Schwab und die Bill & Melinda Gates Foundation. In diesem Fall wurde als Szenario eine fiktive Corona-Virus-Pandemie angenommen. Das World Economic Forum sieht die Covid-19-Pandemie als Chance für einen Umbau der Welt an, was sie als Great Reset bezeichnet.
In Bezug auf einen möglichen Pfeil zwischen der EcoHealth Alliance und der Bill & Melinda Gates Foundation muss ich die geneigte Leserin und den geneigten Leser enttäuschen. Das Direktorium der EcoHealth Alliance hat zwar am 28.-30. April 2018 diskutiert, ob man Geld von dieser Stiftung bekommen könne. Einen Tag zuvor hatte Bill Gates in der Washington Post die USA aufgerufen, den Kampf gegen eine zukünftige Pandemie zu führen, die 33 Millionen Menschen weltweit töten könnte. Es wurde diskutiert, ob man Kontakte zu Bill Gates (re)aktivieren könne. Daraus scheint aber nichts geworden zu sein.

Investment-Banking und Netzwerken

Zum Schluss müssen wir noch einmal auf das Investment-Banking zurückkommen, bei dem wir angefangen hatten. Unbestrittener Serien-Weltmeister im politischen Netzwerken ist unter den Investment-Banken Goldman Sachs. Das prominenteste Beispiel ist vielleicht José Barroso, EU-Kommissionspräsident 2004-2014 und seit 2016 Präsident ohne Geschäftsbereich bei Goldman Sachs. Es geht auch in die andere Rechnung. Der ehemalige Chef von Goldman Sachs in Deutschland und Österreich, Dr. Jörg Kukies, hat als Staatssekretär von Olaf Scholz im Finanzministerium den Entwurf eines Gesetzes zur Finanztransaktionssteuer geschrieben. Es geht auch bei einer Person hin und zurück. Mario Draghi, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank und derzeitiger Premierminister von Italien, ist aus dem italienischen Finanzministerium 2001 zu Goldman Sachs gewechselt und 2006 als Präsident der italienischen Zentralbank zurückgekehrt.
Auf Eines würde ich nicht wetten, nicht einmal eine kleine Summe: Dass die Corona-Krise in absehbarer Zeit zu Ende geht.

Dieser Artikel erschien am 11.4. als Blogbeitrag in der Freitag Community und das Erscheinen bei RESPEKT Plus wurde vom Autor autorisiert.

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