Neulich fuhr ich mit dem Moped meines Sohnes zu einer Überprüfung. Ich fuhr deswegen hin, weil mein Sohn Präsenzunterricht hatte und ich ihm diese kostbare Zeit an der Schule ermöglichen wollte.
Leider erwischte ich einen regnerischen, stürmischen und kalten Tag. So kam ich bei der Überprüfungsstelle ganz unterkühlt und durchnässt an. Ich zitterte am ganzen Körper und konnte mich fast nicht mehr erwärmen (ich muss dazu sagen, ich bin nicht mehr sehr jung und gesundheitlich etwas angeschlagen).
Die Formulare übergab ich einer Frau, die in einem Container saß, indem sich ein Heizstrahler befand. Ich fragte die Frau, ob ich mich kurz aufwärmen dürfe. Sie entgegnete mir, dass ich sofort die Maske aufsetzen solle. Mit meinen klammen, durchfrorenen Händen durchsuchte ich die durchnässte Jacke nach der Maske, fand sie aber nicht sogleich. Darauf sagte sie, dass sie nicht angesteckt werden wolle und ich sofort den Raum zu verlassen habe. Als ich noch einmal darum bat, mich kurz aufwärmen zu dürfen, ignorierte sie mein Ansinnen und ich wurde von ihr mit der Bemerkung hinausgeschickt, dass ich hier nichts verloren hätte, wenn ich nicht bereit wäre eine Maske zu tragen.
Dieser Frau fehlt es an Empathie, daran trägt die Epidemie keine Schuld. Aber trotzdem habe ich mich gefragt, was diese Maßnahmen mit uns machen. Die geschürten Ängste kriechen in uns hinein, ohne dass wir es merken. Der Nächste wird zu einer Bedrohung und das Mitgefühl für den Mitmenschen geht verloren. Das war nur eine Episode, die mir widerfahren ist, aber ich möchte gar nicht wissen, wie es den Kindern geht, die auf Menschen treffen, die sagen: Jetzt setz endlich deine Maske auf, während das Kind ein Wort des Trostes gebraucht hätte oder ein einfaches: Schön, dass du heute da bist!
Eigentlich fehlen mir zu dem ganzen Irrsinn die Worte, aber ein Satz fällt mir dazu noch ein, den ich als sehr treffend erachte und der die Situation, in der wir uns im Moment befinden sehr gut beschreibt: Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden an seiner Seele nimmt.
Christian Wiesinger