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Für Freiheit, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit

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Manipulative Berichterstattung der Medien zu Corona

Sofern Sie Ihre Nachrichten von ORF.at bekommen, sollten Sie sehr vorsichtig und kritisch sein, denn seit Beginn der Pandemie berichtet der ORF im Internet sehr einseitig und manipulativ. Jedoch berichten auch andere sogenannte „Qualitätsmedien“ über Corona nur sehr selektiv. Das geschieht auf fünf unterschiedliche Arten.

1. Selektive Auswahl der Inhalte

Die erste Strategie besteht in der selektiven Auswahl der Nachrichten, d.h. man berichtet nur, was „in den Kram passt“. Das bezieht sich auch auf die Meinungen von „Experten“, die zitiert werden. Hier ein Beispiel aus dem “Standard” und dem “Kurier” vom 2. Jänner 2021 von Drosten, dem Lieblingsvirologen der regierungstreuen Medien:

https://www.derstandard.at/story/2000123533316/drosten-warnt-vor-zu-fruehem-ende-der-massnahmen                                                                     

wortgleich:

https://www.derstandard.at/story/2000123533316/drosten-warnt-vor-zu-fruehem-ende-der-massnahmen wortgleich https://kurier.at/chronik/welt/deutscher-virologe-drosten-glaubt-nicht-an-unbeschwerten-sommer/401164491

Virologe Drosten warnt vor zu frühem Ende der Corona-Maßnahmen

In Deutschland könnten sich im schlimmsten Fall bis zu 100.000 Menschen pro Tag infizieren, meint der deutsche Virologe

Der deutsche Virologe Christian Drosten warnt vor einem zu frühen Ende der Corona-Maßnahmen. „Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden“, sagte er dem „Spiegel“. „Und dann werden sich innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können.“

„Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag“, so Drosten. Das seien dann zwar eher jüngere Menschen, aber wenn sich sehr viele davon infizieren, seien die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gäbe trotzdem viele Tote. „Dieses schlimme Szenario könnten wir etwas abfedern, wenn wir die Zahlen jetzt ganz tief nach unten drücken.“

In den „Mainstream-Medien“ ist es Mode geworden, abweichende Meinungen einem Faktencheck zu unterziehen. Das ist sehr wünschenswert, hat aber zwei große Nachteile: Einerseits ist die Faktenlage nicht immer eindeutig, was oft im System der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung begründet und dementsprechend durchaus sinnvoll und wünschenswert ist. Andrerseits wird oft sehr einseitig mit diesen Faktenchecks umgegangen. Was würde denn herauskommen, wenn wir die oben genannte Aussage von Herrn Drosten so einem Faktencheck unterziehen?

Die erste Behauptung, die er aufstellt, ist, dass — wenn „die alten Menschen und ein Teil der Risikogruppe“ geimpft sind — ein „riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen” wird,„die Maßnahmen zu beenden.“Handelt es sich dabei um einen Fakt? Natürlich nicht. Es ist seine Meinung. Ist er als Virologe dafür qualifiziert, öffentliche Meinungsbildungen vorherzusagen? Keineswegs! Ist seine Hypothese begründet oder belegt? Nein.  Besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass dieses Szenario eintreffen kann? Aus meiner Sicht schon. Ich halte dementsprechend die MEINUNG von Herrn Drosten für durchaus berechtigt. Sie ist aber definitiv kein Faktum. Leider äußern sich „Experten“ regelmäßig zu Themen, die außerhalb ihres Fachgebiets liegen, und die Medien verbreiten deren Meinungen dann, wie in diesem Fall, als Fakten. In der Psychologie nennt man das Halo-Effekt. Die Meinung von Herrn Drosten in dem genannten Abschnitt zählt also nicht mehr als Ihre oder meine. Im Folgenden beschreibt er die Konsequenzen einer etwaigen Aufhebung der Maßnahmen:

Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag“. Diese Zahlen betreffen natürlich Deutschland.Ist Herr Drosten für diese Aussage tatsächlich Experte? Eigentlich handelt es sich um das Ergebnis einer Prognoserechnung. Hat Herr Drosten hierzu eine Simulation erstellt? Auf welcher Datenbasis erfolgt die Schätzung der von ihm behaupteten Verfünffachung der Infektionen? Das führt er nicht aus. Es handelt sich also auch hier wieder nicht um ein Faktum, sondern um eine Meinung. Handelt es sich um eine Meinung, die er aus seiner Expertise heraus abgibt? Aus meiner Sicht durchaus. Es handelt sich hier um die qualifizierte Meinung eines Experten auf dem Gebiet seiner Expertise, wenn auch die Quantifizierung auf keiner Berechnung beruht, sondern eine persönliche Einschätzung darstellt.

Doch wie sieht es mit seiner Schlussfolgerung aus? Also der eigentlichen Essenz seiner Aussage? „Das seien dann zwar eher jüngere Menschen, aber wenn sich sehr viele davon infizieren, seien die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gäbe trotzdem viele Tote.“

Handelt es sich hierbei um ein Faktum? Keineswegs! Im Gegenteil, es handelt sich im besten Fall um einen Irrtum bzw. eine irreführende Behauptung, die allerdings einem bekannten Schema der Manipulation folgt.

Der erste Teil der Aussage, dass sich ohne die Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung mehr Menschen infizieren, wurde schon vorher als relevante Meinung qualifiziert. Dass es sich dabei vermehrt um junge Menschen handelt, kann aus der Altersverteilung der Gesellschaft geschlossen werden, also kann man, wenn man Drosten in der ersten Meinungsäußerung folgt, dieser Folgerung ebenfalls zustimmen. Wenn sich aber nun tatsächlich 100.000 jüngere Menschen ohne relevante Vorerkrankungen infizieren, sind dann die Intensivstationen wieder voll und gibt es viele Tote? Statistisch kennt man das Risiko einer tödlichen Infektion mit Covid-19 nach Alter mittlerweile recht gut. Während männliche Vertreter der Gruppe 85+ ein Risiko von fast 30% haben, an einer CoV-Infektion zu sterben (Frauen nur 11%), ist das Risiko bei jüngeren Menschen faktisch inexistent. Sie sterben also nicht um 80% seltener, wie Herr Drosten unterstellt (bei 100.000 dieselbe Hospitalisierungsrate wie bei 20.000), sondern sehr viel seltener. Die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten habe ich in einem früheren Artikel beschrieben. Selbstverständlich gibt es in diesem Fall auch mit sehr geringen Wahrscheinlichkeiten bei sehr großer Grundgesamtheit Todesfälle. Werden bei einer Verfünffachung der Infizierten aber, wie hier angedeutet, die Spitalskapazitäten an ihr Limit geraten? Schaut man sich die Situation in Österreich an und legt die genannten Zahlen um, so kann man mit 2.000 Neuinfektionen (Stand 19.2.2021) rechnen, eine Verfünffachung würde also 10.000 Neuinfektionen pro Tag entsprechen. Die Auslastung der Intensivbetten lag zu dieser Zeit bei rund 20%. Selbst bei bestehender Hospitalisierungsrate wäre dann das vermeintliche Limit gerade einmal erreicht gewesen. Wenn sich aber durch Impfungen die Zusammensetzung des Risikos der Grundgesamtheit stark verändert, trifft das nicht einmal ansatzweise zu.

Völlig außer Acht lässt er außerdem, wie im aktuellen Diskurs üblich, die Schäden, die die Maßnahmen verursachen, sowie die Geschwindigkeit, mit der im Falle von 10.000 Infektionen am Tag eine Schwarmimmunität in Österreich erreicht werden würde.

Die Aussage von Herrn Drosten ist also faktisch falsch!

2. Missverständliche Darstellungen von Daten

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ heißt es in einem Sprichwort, doch mit Grafiken und Bildern kann man auch besonders gut lügen. Ein kleines Beispiel bietet die Grafik zur Auslastung der Intensivbetten auf ORF.at. Vielleicht ist es Ihnen ja auch schon aufgefallen, aber die Zahl der Intensivbetten sinkt dramatisch! Halten Sie das in Zeiten der Pandemie für wahrscheinlich? Betrachten wir folgende Grafik vom 19.2.2021:

Schauen wir uns zwei Datenpunkte an, nämlich den ersten in dieser Grafik vom 20.11.2020. Hier wird angegeben, dass 484 Betten frei und 687 Betten durch Coronapatienten belegt sind, was eine Auslastung von 58,7% ergibt. Insgesamt sind das also 1.171 verfügbare Betten. Drei Monate später, am 17.2.2021, stellt sich die Situation wie folgt dar: 616 freie Betten stehen 262 belegten Betten gegenüber, rechnerisch eine Auslastung von 29,8%. Spannend wird es aber, wenn man die Gesamtanzahl der Betten berechnet, die jetzt zur Verfügung stehen: nämlich 616+262, also 878. Es sind also 293 Intensivbetten „verschwunden“.

Eigentlich sollte ja, wenn man den Katastrophenankündigungen zu neuen Mutationen und dem laufend drohenden Kollaps des Gesundheitssystems glaubt, die Anzahl der Intensivbetten eher steigen. Tatsächlich handelt es sich nicht um die Gesamtanzahl der Intensivbetten, sondern lediglich um die „gemeldeten“ bzw. CoV-Patienten zugeteilten Intensivbetten. Dass diese Zahl für jegliche statistische Auslastungsberechnung irrelevant ist, liegt auf der Hand. Wie viele Intensivbetten tatsächlich maximal für CoV-Patienten verfügbar sind, ist aber scheinbar ein gut gehütetes Geheimnis. Jedenfalls ist diese Grafik ein gutes Beispiel für Irreführung. Das ist insbesondere deshalb sehr bedenklich, da die Maßnahmen, die persönliche Freiheiten massiv einschränken, damit begründet werden, dass das Gesundheitssystem zusammenzubrechen droht. Mit der Gesamtbettenanzahl vom 19.11.2020 läge die Auslastung am 17.2.2021 bei nur 22,4% um 24,8% niedriger als in dieser Grafik angegeben.

Anm. d. Red., 24.3.2021: Die Krankenhausbetten-Situation hat sich inzwischen verändert. Die Auslastung der Intensivbetten in Prozent ist allerdings auch nur als relative Zahl zu betrachten, da die Bettenanzahl permanent verändert — was das vorherrschende Datenchaos erneut widerspiegelt. Unseren Recherchen zufolge gibt es laut Gesundheitsministerium 2.567 Intensivbetten in Österreich (Stand 23.3.2021). Bei 437 belegten Betten bedeutet dies 17% Auslastung. Die folgende Grafik veranschaulicht diese Entwicklung:

(Quelle: „Neue Normalität“, https://t.me/dieneuenormalitaet/645, abgerufen am 24.3.21; beruhend auf: https://corona-statistik.at/index.html sowie http://www.kaz.bmg.gv.at/filehttps://respekt.plus/wp-content/uploads/2020/08/Bundespraesident.jpg/user_upload/Betten/11_T_Betten_Fachr.xlsx )

3. Manipulation durch Emotionalisierung einzelner Fälle

Unter dem Titel “ernste Lage in Spitälern” wird in einem ORF-Artikel vom 23.3.2021 (https://wien.orf.at/stories/3096076/) erklärt, dass derzeit 168 Menschen in Wien intensivmedizinisch betreut werden und bereits in der Unterüberschrift wird auf darauf hingewiesen, dass „auch an Covid-19 erkrankte Kinder und Jugendliche in den Spitälern behandelt werden“. Nun fragt sich der Leser, was sich hinter dieser trivialen Bemerkung verbirgt, denn warum sollten Kinder nicht in Spitälern behandelt werden? Es entsteht aber im Kontext mit der Überschrift die Idee, dass es nun offenbar auch die Kinder erwischt und nicht wie bisher ältere Menschen und Menschen mit massiven Vorerkrankungen. Im Folgenden wird eine Twitter-Meldung des Intensivmediziners Wolfgang Hagen zitiert, nach der „es in ganz Wien nur mehr ein einziges reguläres Covid-Intensivbett“ gebe. Die Kapazität in Wien scheint demzufolge bei 169 Betten zu liegen. Eine nicht näher bezeichnete Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes meint allerdings: „Es gibt noch kleine Puffer.” Es ist anzunehmen, dass sie nicht von dem einen letzten verfügbaren Bett spricht, nachdem der Artikel später erklärt, dass dieses am selben Nachmittag an einen 57-Jährigen ging, nachdem ein 70-Jähriger abgelehnt werden musste. Dieser habe statt eines Intensivbettes nur ein intensivmedizinisches Überwachungsbett bekommen, was laut der Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes allerdings im Wesentlichen dasselbe ist.

Hier wird es erst richtig interessant, denn nach den emotionalisierenden Einzelfallschilderungen und Katastrophennachrichten folgen tatsächlich noch einige Fakten. Die Sprecherin erklärt, dass wir derzeit im „Covid-Stufenplan“ auf Stufe 6 von 8 sind. Dieser Plan scheint die Bereitstellung von Betten für Covid-Patienten zu regeln. In der aktuell gültigen Stufe 6 stehen 260 Betten für CoV-19-Patienten zur Verfügung. Das bedeutet, dass es offenbar noch zwei weitere Stufen mit einem vermutlich höheren Bettenkontingent gibt und dass auch die aktuelle Belegung von 168 Patienten nicht annähernd die 260 für Cov-19 zur Verfügung stehenden Betten auslastet. Insgesamt verfügt der Gesundheitsverbund laut diesem ORF.at-Artikel über rund 6.000 Normalbetten sowie 550 Intensivbetten, die aber natürlich nicht nur von CoV-19-Patienten belegt sind. Man müsse gegebenenfalls Operationen verschieben, meint die Sprecherin des Gesundheitsverbundes. Dass dies natürlich vor allem nicht dringende Operationen betrifft und von Fall zu Fall individuell entschieden wird, wird ebenfalls erläutert.

Dann schwenkt der Artikel mit der Unterüberschrift „Bisher 130 Kinder und Jugendliche in Spitalsbehandlung“ zur eingangs erwähnten Situation der covid-infizierten Kinder. Der Einleitungssatz lässt bereits aufhorchen: „Nicht nur Erwachsene, sondern auch immer mehr Kinder und Jugendliche infizieren sich.“ Worauf diese Behauptung beruht, um wie viel sich die Rate der infizierten Kinder erhöht und vor allem wie der Krankheitsverlauf sich entwickelt (die relevanteste Frage), wird nicht beantwortet. Als einziges Faktum wird die Zahl von 130 Kindern genannt, die seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr im Spital behandelt werden mussten. Zwei Absätze weiter wird jedoch eine andere Zahl angegeben. Dort heißt es, dass im Schnitt monatlich 15 bis 20 Kinder eine Spitalsbehandlung benötigen würden. Was stimmt denn nun, 130 Kinder und Jugendliche oder 15-20 pro Monat? (Der Schnitt wäre 17,5 mal 12 Monate, also 210). Liest man den Artikel weiter, stellt sich heraus, dass diese Zahlen vergleichsweise egal sind, denn erst in den letzten Absätzen stellt sich heraus, dass offenbar der Großteil (wie viele genau wird wieder nicht erläutert) gar nicht wegen CoV-19 ins Spital kommt, sondern dies nur eine „Nebendiagnose“ ist, wenn beispielweise ein Kind mit einem gebrochenen Bein eingeliefert wird oder es gemeinsam mit den Eltern ins Spital kommt. In Wirklichkeit mussten tatsächlich „nur“ 3 Kinder wegen CoV-19 beatmet werden und leider ist ein Kind verstorben. Alle vier jungen Patientinnen hatten allerdings massive Vorerkrankungen.

Der Artikel will offenbar auf subtile Weise eine Gefahr für jüngere Menschen darstellen, die es für gesunde junge Menschen einfach nicht gibt. Dieser Artikel, in Verbindung mit Horrormeldungen aus Spitälern, ist ein weiteres Beispiel für ein Berichterstattung, die sich weit von journalistischen Grundprinzipien entfernt hat.

Dass der Artikel offenbar über eine Agentur zugekauft wurde, da er wortgleich in der Onlineausgabe des Boulevardblattes „Heute“ so erschienen ist, entlastet den staatlichen Rundfunk nicht.

4. Manipulative Bildsprache

Am 1.April 2020 berichtet orf.at unter dem reißerischen Titel „Türkei fährt riskanten Kurs“ (https://orf.at/stories/3160191/) mit Aussagen wie Das Land steuere geradeaus in die Katastrophe, lauten seither Warnungen.“ über das unverantwortliche Vorgehen der türkischen Regierung. Besonders interessant ist das Foto, mit dem der Artikel unterlegt ist.

Das Bild zeigt angeblich „Vorbereitete Gräber für Opfer der Pandemie auf einem Friedhof in Istanbul“.

Wie einst Robert Hochner sagte, ist die Rache der Journalisten an den Politikern das Archiv. Fast ein Jahr nach dem Artikel, der mit obigem Link noch immer abrufbar ist, verzeichnet das Internationale Corona-Dashboard der John-Hopkins-Universität für die Türkei 2.616.600 Coronainfektionen und 27.821 Tote bei 82 Millionen Einwohnern. (Zum Vergleich Österreich hat bei 8,9 Mio. Einwohnern 8.100 Tote zu verzeichnen). Glaubt man diesen Zahlen (was ich nur sehr beschränkt tue), war der „riskante Kurs“ der Türkei offenbar wesentlich effizienter als der österreichische.

Natürlich sind Medien bemüht, ihre Artikel ansprechend zu gestalten. Die Bildauswahl hat nur, wie auch die Auswahl der Überschriften und die generelle Themenauswahl, eine entsprechende Wirkung.


5. Konnotationen und unzutreffende Überschriften

Am 17. Februar 2021 veröffentlichte Orf.at eine Meldung unter dem Titel: „CoV: Vertrauen in Regierung sank kontinuierlich“ (https://orf.at/stories/3201869/)

Darin findet sich folgender Inhalt:

„22 Prozent haben Vertrauen verloren“

Ende März 2020 bezeugten nur rund vier Prozent der Befragten, gar kein Vertrauen in die Bundesregierung zu haben. Mitte Jänner 2021 hatte sich dieser Anteil verfünffacht (22 Prozent). Umgekehrt nahm der Anteil jener, die der Regierung uneingeschränkt vertrauen, von 21 auf vier Prozent ab …“

Sollte es Ihnen gelingen, in diesem Text eine Differenz von 22% zu finden, schreiben Sie mir bitte. Offenbar meint man, dass Mitte Jänner 22% gar kein Vertrauen in die Regierung haben. Das Vertrauen „verloren“ haben tatsächlich gemäß dieser Formulierung 18% (22% Jänner 2021 zu 4% März 2020). Das mag nicht besonders relevant anmuten, ist aber eines von zahlreichen Beispielen mangelnder journalistischer Genauigkeit. Im selben Artikel findet sich ein weiterer interessanter Punkt:

„Vertrauen in Gesundheitssystem nur gering gesunken“

Die Fachleute gingen auch der Frage nach, ob durch den Vertrauensverlust in die Regierung auch das Vertrauen in andere Institutionen sinkt. Im Falle des in Pandemiezeiten wichtigen Gesundheitssystems ist das aber nur in einem deutlich geringeren Ausmaß der Fall.

So ging der Anteil jener, die mehr Vertrauen ins Gesundheitssystem haben (Stufen sieben bis zehn), von März 2020 bis Jänner 2021 von 72 Prozent auf 53 Prozent zurück. Die Werte für die Personen mit sehr hohem Vertrauen (Stufe zehn) halbierten sich von 22 auf elf Prozent, jene mit gar keinem Vertrauen (Stufe null) stiegen von zwei auf sechs Prozent.“

Tatsächlich ist nach dieser Studie das Vertrauen in das Gesundheitssystem von 72% auf 53% zurückgegangen, also um 19% gesamt und 26% relativ. Kann man da noch von einem „nur gering gesunkenen“ Vertrauen sprechen? Die Werte mit sehr hohem Vertrauen halbierten sich sogar, wie der Artikel korrekt feststellt. Die Überschrift ist indes jener Teil, den Menschen stets als erstes lesen. Der Eindruck, der durch die Überschrift entsteht, deckt sich kaum mit dem eigentlichen Inhalt. Das ist zumindest irreführend.


Fazit

Eine freie Gesellschaft ohne freie Medien ist undenkbar. Werden Medien durch die Machthaber gesteuert, ist eine Meinungsbildung nicht mehr möglich. Der Einfluss der Politik auf die Medienlandschaft ist einerseits durch die Struktur des öffentlich-rechtlichen Mediums ORF, der seit Jahrzehnten Einflussnahmen der Politik ausgesetzt ist, und andererseits durch die von der Medienförderung abhängigen Printmedien und ihre digitalen Ableger in Österreich massiv. Gerade bei einem so relevanten Thema wie Covid-19 ist eine offene und transparente Berichterstattung wichtig. Man kann zusammenfassend sagen, dass es diese im Großen und Ganzen nicht (mehr) gibt. Menschen, die der einseitigen Berichterstattung nicht mehr vertrauen, suchen Alternativen; und da vermeintlich seriöse Medien als nicht mehr vertrauenswürdig gelten, wenden sie sich oft dubiosen Quellen zu. Dies stellt aus meiner Sicht die größte Bedrohung der Demokratie und der freien Gesellschaft seit dem zweiten Weltkrieg dar. Ungarn ist diesen Weg vorausgegangen und kann mittlerweile als totalitärer und autokratisch geführter Staat gesehen werden. Wenn die höchsten Vertreter der Politik die freie Medienlandschaft lenken und die Verfassung missachten, ist das kein machtpolitisches Kavaliersdelikt, sondern eine massive Bedrohung unserer Gesellschaftsform. Journalisten, die sich in dieser Hinsicht willfährig in ihr Schicksal ergeben, leisten ihr Beihilfe.

Bild

Charles Deluvio / Unsplash

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