Ich bin Lehrerin an einer Mittelschule. Meine Fächer Musikerziehung und Persönlichkeitsentwicklung kann ich seit Herbst so gut wie gar nicht mehr unterrichten. Singen ist verboten, die Schüler dürfen nicht zusammenkommen, Instrumente sollen desinfiziert werden, Interaktion ist durch die Masken unmöglich.
Das Wichtigste in der Schule ist der Nasenbohrertest und die Maske. Alles andere kommt danach. Die Schüler nehmen die Masken kaum herunter, sie bleiben auch in den Pausen auf ihren Plätzen in der Klasse sitzen, oft mit der Maske. Ständig wird gelüftet, so dass viele Schüler mit Jacken in den Klassenräumen sitzen. Meine Vorgesetzte meint, Corona wäre kein Thema für die Jugendlichen. Ich höre von den Jugendlichen aber, ich wäre die einzige Lehrerin, die mit ihnen spreche. Das Thema wird totgeschwiegen. Es wird so getan, als ob eh alles gut wäre und den Kindern gehe es eh gut. Vielen Kindern und Jugendlichen geht es aber nicht gut. Sie sind verunsichert, verängstigt, alleingelassen und haben keine Stimme.
Ich versuche meine Schüler aufzuklären, sie anzuregen kritisch zu sein und Fragen zu stellen, was sie ohnehin tun: „Warum müssen wir die Maske tragen, wenn wir alle negativ getestet sind?“ Viele meiner Kollegen fühlen sich durch mich angegriffen, provoziert, gefährdet. Sie „erzählen Geschichten über mich“ und beschweren sich bei der Direktorin. Keiner spricht mit mir direkt. Zur Zeit bin ich deswegen im Krankenstand. Aber ich gebe nicht auf, ich werde weiter den Jugendlichen zuhören und eine Stimme geben.