Viele Menschen beschäftigt die Frage, wie sie ihr Leben schön gestalten können, wenn „alles“ verboten ist. Einfach ist es sicherlich nicht, Zufriedenheit trotz der Maßnahmen zu finden. Aber mit ein wenig Fantasie und den Erinnerungen an meine Kindheit lebe ich sehr zufrieden.
Meine Mutter war alleinerziehend und berufstätig, ich mit etwa fünf Jahren ein Schlüsselkind. Ich war auf mich selbst gestellt und musste zudem auch noch für meinen jüngeren Bruder Verantwortung übernehmen. Geld hatten wir kaum, jede Woche ließen wir beim Greißler anschreiben und bezahlten am Freitag. Das WC war, wie das Wasser, am Gang. Das Essen war billig und einfach, Fleisch – Schnitzerl, faschierte Leibchen, Kartoffelsalat – gab es nur am Sonntag. Ansonsten das, was satt machte und billig war. Mir machte das nichts aus, ich hatte meine Freiheit.
Aber eines Tages landete ich in einem Kinderheim. Es war das Erziehungsheim Wilhelminenberg, das heutige Schlossrestaurant. Dort verbrachte ich ein Jahr und brachte die vierte Volksschule zu Ende. Am schlimmsten war für mich der „Freiheitsentzug“: Ich konnte nicht mehr tun und lassen, was ich wollte, sondern war in einen geregelten, geordneten Tagesablauf eingebunden.
Mir fehlten die Familienausflüge am Wochenende mit dem Beiwagenmotorrad meines Onkels, das war schon was (Auto hatten wir keines)! Ja, am Wochenende ging es zu Fuß von Favoriten nach Schönbrunn. Oder wir fuhren in den Lainzer Tiergarten oder in den Draschepark zu Onkel und Tante. Wir haben unser Schnitzerl mit Kartoffelsalat auf der Wiese gegessen, Mutter hatte einen Kofferradio mit, wir hörten Lieder aus der alten Zeit und ich machte im Liesingbach meine Spiele. Abends hat mein Onkel mit meiner Tante auf der Wiese Lieder gesungen, mein Onkel spielte mit der Mundharmonika „Wahre Freundschaft soll nicht wanken“.
An all diese einfachen, aber schönen Erlebnisse, erinnere ich mich heute ganz besonders gerne. In Zeiten der Coronahysterie ist Erinnerung eine gute Überbrückung. Sie hilft mir sehr dabei, trotz Einschränkungen meine Freiheit zu leben, wie ich möchte! Ich lasse mich nicht einsperren! Denn Picknicken im Freien geht heute auch. An einem Fluss essen ebenso. Sollten die Bäder geschlossen bleiben oder nur mit Test besucht werden dürfen, gehe ich in den Fluss baden oder in einen Teich oder die alte Donau. Wenn Restaurants zu sind oder nur mit einem Test besucht werden können, lade ich mir Freunde ein und jeder bringt etwas mit und wir haben gemeinsam Spaß. Wandern, Radfahren, all das ist möglich!
In Krisenzeiten soll man nicht resignieren, sich nicht einschüchtern lassen: Kommt, machen wir uns auf den Weg, langsam wachsen wir zusammen! Das, was man uns jetzt antut, dafür werden diejenigen, die das zu verantworten haben, eines Tags die Rechnung erhalten. Corona kann uns nicht die Freude am Leben verderben!